Armut in Deutschland 6,4 Millionen Menschen leben in überbelegten Wohnungen

Wohnhochhaus in Berlin: Verschärfte Lage in Städten
Foto: imago images / blickwinkelDie Zahl der Menschen, die in Deutschland in übermäßig beengten Verhältnissen wohnen, ist stark gestiegen – vor allem in den Städten. Im vergangenen Jahr lebten 6,4 Millionen in überbelegten Wohnungen, 340.000 mehr als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilt . Trotz dieses starken Anstiegs lag die Überbelegungsquote in Deutschland mit 7,8 Prozent deutlich unter dem EU-Durchschnittswert von 17,1 Prozent. Grundlage der Zahlen ist die aktuelle Erhebung »Leben in Europa« (EU-SILC).
Laut den Statistikerinnen gilt eine Wohnung als überbelegt, »wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt«. Das ist konkret der Fall, wenn mindestens einer der folgenden Räume fehlt:
ein Gemeinschaftsraum,
ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt,
ein Raum pro weiterer Person ab 18 Jahren,
ein Raum für zwei Kinder unter zwölf Jahren,
ein Raum für zwei Kinder desselben Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren,
ein Raum je Kind zwischen 12 und 17 Jahren, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind.
Betroffen sind demnach vor allem die Einwohnerinnen von Städten. Im vergangenen Jahr wohnte bereits rund jede achte Person hier auf zu engem Raum. Im Jahr 2010 war es noch weniger als jede zehnte Person. In Kleinstädten und Vororten lebten den Statistikern zufolge 5,5 Prozent beengt, neun Jahre zuvor waren es noch 4,7 Prozent. Auf dem Land hingegen lebt inzwischen ein kleinerer Anteil der Menschen in zu beengten Wohnungen. 2010 waren es noch 4,7 Prozent, nun sind es 0,7 Prozentpunkte weniger.
Die Größe der Wohnung hängt entscheidend von dem Einkommen der Menschen ab, die darin wohnen – diese Feststellung der Statistiker liegt nahe, lässt sich aber mit deren Zahlen belegen. So lebte hierzulande mehr als jeder fünfte armutsgefährdete Mensch (20,5 Prozent) im vergangenen Jahr auf zu engem Raum. Bei Alleinerziehenden und ihren Kindern lag die Überbelegungsquote bei 19 Prozent. Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren verfügen dagegen meist über mehr Platz. Hier lag die Quote bei lediglich 2,6 Prozent.