Abstimmung
EU nimmt Solarzellen von Schadstoffrichtlinie aus
Es ist ein Erfolg für den weltgrößten Solarkonzern: First Solar darf in seinen Anlagen weiterhin das umstrittene Cadmiumtellurid verwenden. Das EU-Parlament stimmte für eine Ausnahmegenehmigung - obwohl der Stoff potentiell giftig ist.
Solaranlage: EU erlaubt weiterhin den Schadstoff Cadmiumtellurid
Foto: VINCENT KESSLER/ REUTERS
Straßburg - Elektrogeräte sollen in der Europäischen Union künftig weniger giftige Substanzen enthalten. Doch für Cadmiumtellurid in Solarzellen soll das nicht gelten. Das EU-Parlament stimmte am Mittwoch in Straßburg mit großer Mehrheit für diese Ausnahme. Der Ministerrat hatte dem Text bereits zugestimmt.
Die Ausnahmeregelung stößt bei vielen auf Unverständnis. "Auch Solarzellen werden entsorgt, das enthaltene Cadmium kann die Umwelt belasten. Hier hat eine Lobby erfolgreich die eigenen Interessen durchgesetzt", kritisierte der FDP-Abgeordnete Holger Krahmer.
In der Solarbranche tobt seit längerem ein Streit über die bei den Modulen verwendeten Stoffe. Für den US-Hersteller First Solar geht es bei dieser EU-Entscheidung um viel Geld. Er stellt seine sogenannten Dünnschichtmodule auf Basis von Cadmiumtellurid her.
First Solar und andere Unternehmen, die auf die Technologie setzen, betonen, Cadmium sei in Verbindung mit Tellur normalerweise nicht schädlich. Lediglich bei hohen Temperaturen von über 1100 Grad könne die Verbindung aufgebrochen und der Stoff wieder freigesetzt werden. Das Schwermetall selbst ist nach Ansicht der US-Umweltbehörde EPA krebserregend.
Der deutsche Rivale von First Solar, Solarworld, fordert ein Verbot des hochgiftigen Metalls. Solarworld produziert Module auf Basis von Silizium, die in der Herstellung teurer als Dünnschichtmodule sind. Das Unternehmen will nun seine Abnehmer in die Pflicht nehmen. "Die Kunden müssen entscheiden, ob sie sich Cadmium aufs Dach schrauben oder nachhaltig produzierte Solarmodule", sagte ein Firmensprecher.
First Solar betonte dagegen, Solarmodule seien nicht mit Haushaltsgeräten zu vergleichen. Außerdem betreibe der Konzern bereits eigene vorfinanzierte Rückhol- und Recyclingprogramme, die ihre gesamte Produktion abdecken.
Im Vorfeld der EU-Entscheidung hatte eine Lobbyorganisation namens Non Toxic Solar Alliance (NTSA) auf sich aufmerksam gemacht. Sie versuchte, EU-Abgeordnete davon zu überzeugen, gegen die Ausnahme zu stimmen. Offiziell trat die NTSA als Umweltbewegung auf. Tatsächlich wurde sie von der Lobbyagentur Bohnen Kallmorgen & Partner initiiert.