Dienstreise im Hubschrauber Der teure Heli-Trip des ADAC-Präsidenten

Dienstreise im Hubschrauber: Der teure Heli-Trip des ADAC-Präsidenten
Foto: Eckehard Schulz/ APBerlin - Rolf Pellini hat eine exquisite Kundschaft. Der Geschäftsführer von Aviation Broker Deutschland vermittelt Flugreisen, ganz gleich, ob es sich um einen Wochenendausflug nach Sylt in der Turboprop-Maschine oder eine Transatlantik-Geschäftsreise im Lear Jet handelt. Doch selbst in diesem Spektrum des vollendeten Luxus kennt Pellini noch eine Steigerung: die Reise per Hubschrauber. "Wenn es darum geht, Flugziele abseits fester Landepisten zu erreichen, ist der Helikopter unschlagbar", erklärt er. "Aber das hat eben auch seinen Preis".
Die Kosten dürften für ADAC-Präsident Peter Meyer wohl weniger im Mittelpunkt gestanden haben, als er 2003 einen Hubschrauber bestellte, um vom Hamburger Hafen nach Wolfsburg zu fliegen. "Die Statuten erlauben das in begründeten Ausnahmefällen", bestätigte ein ADAC-Sprecher am Freitag noch einmal die Aussage des Clubs gegenüber dem "Stern". Zum Einsatz sei eine Reservemaschine der Luftrettung gekommen.
Nun gibt es selbst beim Hubschrauberfliegen große Unterschiede. "Die Preise beginnen bei 20 Euro - pro Flugminute", erklärt Pellini. Billiger seien allenfalls Rundflüge, die in vielen größeren Städten, in den Alpen oder in anderen Gegenden mit reizvoller Aussicht angeboten würden. Flüge von einem Ort zum anderen seien dagegen wesentlich teurer, weil die Maschine schließlich erst anreisen und anschließend auch wieder an ihren Standort zurückkehren müsse.
Vorausgesetzt, der Vermittler hätte im Juni 2003 im günstigsten Fall tatsächlich eine Maschine in Hamburg zur Verfügung gehabt, dann hätte nach aktuellem Preisniveau allein der rund halbstündige Flug von Hamburg nach Wolfsburg, gebucht über Pellinis Firma, grob geschätzt zwischen 1500 und 1800 Euro gekostet. Darin wären dann auch die von der jeweiligen Gemeinde erhobenen Gebühren für Starts und Landungen in freiem Gelände eingerechnet. Wenn der Hubschrauber allerdings erst anreisen muss, was im Einzelfall auch einmal einige Flugstunden in Anspruch nehmen kann, wird es entsprechend teurer.
Zum Vergleich: Eine Bahnfahrt erster Klasse würde inklusive Taxifahrten ungefähr mit 150 Euro zu Buche schlagen - allerdings auch eineinhalb Stunden länger dauern.
Extrem hohe Betriebskosten
Die an sich schon hohe Summe für einen Charter-Helikopter nimmt sich jedoch geradezu bescheiden aus, wenn man sie mit den Flugkosten eines ADAC-Hubschraubers vergleicht. Denn in der Rettungsflotte des Clubs kommen spezielle Maschinen zum Einsatz. Sie sind aus Sicherheitsgründen mit zwei Turbinentriebwerken ausgerüstet, fliegen besonders schnell, verbrauchen mehr Sprit und müssen einen viel engergesteckten Wartungsplan einhalten als herkömmliche Charter-Hubschrauber. Allein die Anschaffungskosten dieser fliegenden Intensivstationen liegen bei fünf bis sechs Millionen Euro, während ein einfacher Heli schon für 600.000 bis 800.000 Euro zu haben ist.
Entsprechend fallen die Betriebskosten bei diesen hochkomplizierten Hightech-Fluggeräten deutlich höher aus. "Wir kalkulieren zwischen 40 und 60 Euro pro Flugminute", erklärt Petra Hentschel von der DRF Luftrettung, die nach dem ADAC die zweigrößte Flotte von Rettungshubschraubern in Deutschland betreibt. Eine Größenordnung, der auch der ADAC nicht widerspricht. Dort geht man von Kosten zwischen 60 und 70 Euro pro Minute für einen Rettungsflug aus, also mit einem Arzt an Bord.
Auf dieser Basis gerechnet dürfte der Dienstflug von Meyer richtig teuer geworden sein. Allein für den Flug von Hamburg nach Wolfsburg ergibt sich - wiederum vorsichtig kalkuliert - ein Flugpreis von mindestens 2500 Euro. In die Rechnung ist miteinbezogen, dass der Heli den Flug und die Rückkehr zu seinem Standort dank seiner leistungsfähigeren Triebwerke schneller absolviert. Nun sind die Reserve-Helis des ADAC in Hangelar bei Bonn stationiert und benötigen rund zwei Flugstunden nach Hamburg. Damit stünden allein für den Anflug noch einmal 5000 Euro auf der Rechnung.
Grundsätzlich bestätigt ADAC-Sprecherin Katharina Luca zwar die Kalkulation. Doch sie weist darauf hin, dass der Heli schließlich nicht unbedingt aus Hangelar gekommen sein muss, wo die meisten der Reservehubschrauber geparkt sind. "Wir wissen derzeit nicht, wo der Hubschrauber im konkreten Fall stand. Vielleicht war er ja in der Nähe", sagt ADAC-Sprecherin Katharina Luca. Natürlich seien die Flugbewegungen und Standorte für alle Maschinen haarklein dokumentiert, räumt sie ein. Die Unterlagen stünden ihr nur nicht zur Verfügung.
Der tatsächliche Kostenaufwand dürfte noch einmal ein Stück höher gelegen haben. Schließlich musste der Hubschrauber ja auch wieder nach Hangelar zurück.