18,50 Euro Stundenlohn in der Altenpflege soll deutlich steigen

Die Gewerkschaft Ver.di hat für Pflegekräfte deutlich höhere Gehälter durchgesetzt. Die Regierung will das zum Branchenstandard machen. Arbeitgeberverbände und ein Ex-FDP-Minister protestieren.
Voller Einsatz: Altenpfleger in Paderborn

Voller Einsatz: Altenpfleger in Paderborn

Foto: Guido Kirchner/ dpa

Immer wieder wird darüber diskutiert, dass Pflegekräften in Deutschland nicht nur mehr Wertschätzung entgegengebracht werden sollte, sondern ihre Arbeit auch besser honoriert werden müsste. Nun geht eine Initiative auf die Zielgerade, die genau das erreichen will.

Altenpflegerinnen und Altenpfleger in Deutschland könnten künftig einen Stundenlohn von 18,50 Euro erhalten. Die Gewerkschaft Ver.di hat sich mit einem der Arbeitgeberverbände, der Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP), über einen entsprechenden Tarifvertrag geeinigt. Und das ist noch nicht alles.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will die Regelungen nach Möglichkeit auf die gesamte Branche in Deutschland ausdehnen. Allerdings wehren sich noch viele private Träger vehement gegen das Vorhaben, weil sie die höheren Kosten scheuen.

Der Tarifvertrag von Ver.di und BVAP soll am 1. Juli 2021 in Kraft treten. Examinierte Altenpflegekräfte sollen ab Januar 2023 wenigstens 18,50 Euro pro Stunde erhalten - 3137 Euro brutto im Monat bei 39 Stunden pro Woche. Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung erhalten demnach mindestens 14,15 Euro, mit ein- bis zweijähriger Ausbildung wenigstens 15 Euro pro Stunde.

"Das ist ein ordentliches Mindestniveau, das bessere Tarifverträge selbstverständlich unberührt lässt", sagte Ver.di-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler. "Als Arbeitgeber sind wir dabei bis an die Schmerzgrenze gegangen", sagte BVAP-Vorstandsmitglied Gero Kettler.

Ex-Minister Brüderle macht Front gegen die Idee

Heil sagte: "Nun liegt es in der Hand der anderen Träger in der Pflegebranche, den Weg freizumachen für den Abschluss des Tarifvertrages und damit mittelbar auch für einen Antrag auf Erstreckung der Tarifverträge für alle Beschäftigten." Am Zug sind nämlich noch die Kirchen, geplant ist, dass sie mitziehen. Wenn ein entsprechender Antrag vorliege und erfolgreich geprüft sei, würden die Regelungen für die gesamte Branche verbindlich erklärt, so Heil.

Der Widerstand gegen dieses Vorhaben wird untern anderem angeführt vom Präsidenten des Arbeitgeberverbands namens bpa, Rainer Brüderle, dem früheren FDP-Wirtschaftsminister. Er kritisiert, die Einigung von Ver.di und BVAP betreffe nur eine "Miniminderheit" und dürfe deshalb nicht "über die Tarifautonomie von Mehrheiten bestimmen".

Bereits bisher hatte der bpa den BVAP als zu klein für den Abschluss weitreichender Verträge kritisiert. Auch Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege, kritisierte: "Der Staat will Löhne festlegen, die eigentlich Sache der Tarifparteien sind."

beb/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren