Standortfaktor Arbeit in Deutschland teurer als im EU-Schnitt

Büros in Frankfurt am Main: 28 Euro Nebenkosten auf 100 Euro Bruttoverdienst
Foto: Roland Holschneider/ picture alliance / dpaDie deutschen Arbeitskosten lagen auch im vergangenen Jahr deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Private Arbeitgeber zahlten 2014 durchschnittlich 31,80 Euro für eine geleistete Stunde, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Vorjahr waren es 31,70 Euro. Der Durchschnitt in den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union liegt bei 24,40 Euro.
Nur sieben der EU-Länder waren teurer als Deutschland: Dänemark hatte mit 42,00 Euro die höchsten Kosten, gefolgt von Belgien und Schweden. Auch Frankreich und die Niederlande liegen noch vor der Bundesrepublik. Bulgarien ist dagegen mit 3,80 Euro der billigste Standort in der EU, es folgen Rumänien sowie die Baltenstaaten Litauen und Lettland.
Arbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2014 in Euro
Land | Privatwirtschaft | Veränderung gegenüber 2013 (in %) | Verarbeitendes Gewerbe |
---|---|---|---|
Dänemark | 42,00 | 1,5 | 41,60 |
Belgien | 41,10 | 0,9 | 43,20 |
Schweden | 40,20 | 3,0 | 41,40 |
Luxemburg | 35,70 | 2,6 | 31,40 |
Frankreich | 35,20 | 0,9 | 36,40 |
Niederlande | 33,50 | 1,3 | 35,90 |
Finnland | 32,90 | 1,4 | 35,80 |
Deutschland | 31,80 | 1,6 | 37,00 |
... | ... | ... | ... |
Litauen | 6,60 | 4,6 | 6,10 |
Rumänien | 4,80 | 6,8 | 4,20 |
Bulgarien | 3,80 | 2,8 | 3,20 |
In der Industrie - die besonders stark im internationalen Wettbewerb steht - kostete eine Arbeitsstunde hierzulande durchschnittlich 37,00 Euro. "Hier lag Deutschland im EU-weiten Vergleich auf Rang vier", erklärten die Statistiker. Eine Stunde war damit 46 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt, der bei 25,30 Euro liegt. Die Rangliste der teuersten Industriestandorte führt Belgien mit 43,20 Euro an, gefolgt von Dänemark und Schweden.
Die Arbeitskosten setzen sich aus Bruttoverdiensten sowie Lohnnebenkosten wie Sozialbeiträgen, betrieblicher Altersversorgung und Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall zusammen. 2014 zahlten private Arbeitgeber in Deutschland auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 28 Euro Lohnnebenkosten. Im EU-weiten Ranking bedeutet das Platz 15, der Schnitt liegt bei 31 Euro. In Frankreich, Schweden und Belgien wurden die höchsten Lohnnebenkosten gezahlt, in Malta die niedrigsten.
Die sehr moderate Entwicklung der Arbeitskosten gilt als ein Grund für die gute Entwicklung der deutschen Wirtschaft in jüngster Zeit, dennoch ist sie umstritten. Denn die geringen Steigerungen führten bei Arbeitnehmern jahrelang zu Reallohnverlusten. Zudem argumentieren andere Länder, Deutschland schade mit seiner Politik dem Rest der EU und tue zu wenig für die Nachfrage. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Rainer Hoffmann, kritisierte am 1. Mai, Deutschland leiste sich nach Lettland den größten Niedriglohnsektor der EU.