Konjunkturplus Zahl der Arbeitslosen sinkt auf 2,85 Millionen

Das deutsche Jobwunder geht weiter: Auch im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen deutlich gesunken. Die Chancen, eine passende Stelle zu finden, sind so gut wie selten. Experten erwarten allerdings, dass der Boom in den kommenden Monaten abflaut.
Logo der Bundesagentur: Weniger Arbeitslose im Mai

Logo der Bundesagentur: Weniger Arbeitslose im Mai

Foto: ddp

Nürnberg - Die Zahl der Arbeitslosen geht in Deutschland weiter zurück. Im Mai waren 2,85 Millionen Menschen ohne Job, das gab die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag bekannt. Das sei ein Minus von 108.000 im Vergleich zum April. Die Arbeitslosenquote sank auf 6,7 Prozent. Das ist der niedrigste Mai-Stand seit dem Jahr 1992.

Allerdings hat der Jobaufschwung an Tempo verloren. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um lediglich 105.000 Menschen gesunken. Der Rückgang fiel damit deutlich schwächer aus als es die vergangenen Jahre im selben Zeitraum der Fall war. Hauptgrund dafür ist nach Einschätzung der Arbeitsmarktexperten die Konjunkturdelle im Winter.

BA-Chef Frank-Jürgen Weise sagte, der Arbeitsmarkt habe sich insgesamt weiter positiv entwickelt. Allerdings schwäche sich die positive Grundtendenz etwas ab. "Der Arbeitsmarkt bleibt weiterhin intakt, aber die ganze Entwicklung läuft stockender und zäher als im vergangenen Jahr", sagte Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld. "In den kommenden Monaten kann es auch mal einen Rückschlag geben", prognostiziert er. "Was man derzeit spürt, sind die Schleifspuren des konjunkturell schwachen Winterhalbjahrs."

Deutschlands Maschinenbauer etwa leiden zunehmend unter der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum. Im April gingen bei den mittelständisch geprägten Betrieben der deutschen Schlüsselindustrie zum sechsten Mal in Folge weniger Bestellungen ein als im Vorjahr, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Der Auftragseingang brach gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent ein.

Für Jobsucher herrschen dennoch goldene Zeiten. Ihre Chancen, eine passende Stelle zu finden, sind so gut wie selten. Das zeigt der Stellenindex BA-X, den die Bundesagentur am Mittwoch veröffentlicht hat. Der auf Basis freier Stellen ermittelte Indikator lag im Mai mit 173 Punkten um drei Zähler höher als im April und acht Punkte höher als vor einem Jahr. Der Stellenindex zeige, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch sei, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit.

Im Mai waren zudem knapp eine halbe Million offener Stellen gemeldet, 29 000 mehr als im Vorjahr. Besonders gesucht seien zurzeit Fachleute in den Bereichen Mechatronik, Elektro, Metall, Maschinen- und Fahrzeugbau, Logistik, Gesundheit und Handel.

Für das laufende Jahr rechnet Weise mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von rund 2,9 Millionen. Er räumte aber ein, dass die Euro-Schuldenkrise und ihre möglichen negativen Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft auch für den Arbeitsmarkt weiterhin ein Risiko darstellen.

ssu/dpa-AFX/dapd/Reuters
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