Arbeitslosenzahlen Jobmarkt ist so stabil wie nie

Bauarbeiter in Frankfurt am Main: Der deutsche Stellenmarkt bleibt robust
Foto: Klaus Henrichs/ picture alliance / dpaNürnberg - Zum Jahresauftakt ist die Arbeitslosigkeit wieder leicht gestiegen, 3,08 Millionen Deutsche waren im Januar ohne Job - 302.000 mehr als im Dezember. Es seien aber ausschließlich jahreszeitliche Gründe, die die Zahl nach oben getrieben hätten, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) Frank-Jürgen Weise in Nürnberg. Ziehe man diesen saisonalen Effekt ab, seien sogar 34.000 Menschen weniger arbeitslos als im Vormonat - und mit diesem Job-Boom werde es weitergehen, sagte Weise. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass deutsche Unternehmen in größerem Umfang Entlassungen planten
In den kalten Wintermonaten ruht vielerorts die Arbeit, zum Beispiel auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in vielen Gärtnereien. Auch der Handel streicht nach dem Ende des Weihnachtsgeschäfts wieder Stellen. Zum Jahreswechsel enden zudem häufig befristete Arbeitsverträge. Dass der saisonale Anstieg in diesem Jahr geringer ist als in den Vorjahren, hat vor allem zwei Gründe: Das Wetter im Januar war verhältnismäßig mild und die Konjunktur entwickelt sich deutlich besser als erwartet.
Die Arbeitsmarktentwicklung im Januar knüpfe an die gute Entwicklung des vergangenen Jahres an, sagte BA-Chef Weise: "Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben weiter deutlich zugenommen, und die Nachfrage nach Arbeitskräften liegt auf hohem Niveau." Die Zahl der Erwerbstätigen ist um 1,3 Prozent auf 41,4 Millionen gestiegen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Damit waren in der Bundesrepublik den siebten Monat in Folge mehr als 41 Millionen Menschen beschäftigt.
Gute Jobchancen im ganzen Jahr 2012
Der Arbeitsmarktexperte des Münchner ifo-Instituts, Steffen Henzel, sieht den Stellenmarkt in guter Verfassung: "Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigt, dass die Unternehmen recht positiv in die Zukunft schauen. Das sollte sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken." Nach Einschätzung von Hypovereinsbank-Volkswirt Alexander Koch profitiert der Arbeitsmarkt derzeit auch von der wachsenden Überalterung der deutschen Gesellschaft. Dadurch sinke die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter pro Jahr um 100.000 bis 150.000. Entsprechend weniger würden arbeitslos.
Auf jeden Fall sind der Arbeitsagentur zufolge die Jobchancen von Arbeitslosen zum Jahresbeginn 2012 so gut wie schon lange nicht mehr. Die Zahl der offenen Stellen sei sehr groß, berichtete die BA am Montag. Der Grund sei die stabile wirtschaftliche Situation in Deutschland. Offene Stellen gibt es demnach vor allem bei den Zeitarbeitsunternehmen - seit Monaten stammt jede dritte Stelle aus dieser Branche. Zusätzliche Kräfte suchten außerdem der Groß- und Einzelhandel, Bauinstallationsbetriebe, die Gastronomie, aber auch Kliniken, Pflegeheime und Pflegedienste sowie Sozialeinrichtungen.
Langzeitarbeitslose sind die Verlierer
Auf der Strecke scheinen dagegen die Langzeitarbeitslosen zu bleiben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, waren im Dezember 2011 rund 936.000 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit - und damit nur drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Auffällig sei dabei der Unterschied zwischen den ALG-I-Beziehern und der Gruppe der häufig langzeitarbeitslosen Empfängern von Hartz-IV-Leistungen: In der ersten Gruppe lag der Rückgang bei 16 Prozent, in der Hartz-IV-Gruppe betrug er nur ein Prozent. In Deutschland liegt der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Erwerbslosen laut "SZ" bei 35 Prozent und damit unter dem EU-Durchschnitt von 42 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit im Euroraum blieb allerdings auch zum Jahresende 2011 hoch. Wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mitteilte, lag die Arbeitslosenquote im vergangenen Dezember bei 10,4 Prozent - deutlich über dem Vorjahreswert. Mit der höchsten Arbeitslosigkeit haben weiterhin Spanien und Griechenland zu kämpfen - dort liegen die Quoten bei 22,9 und 19,2 Prozent. Vor allem bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Spanien an der Spitze - fast jeder zweite Spanier unter 25 Jahren hat keinen Job. Im gesamten Euroraum liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 21,3 Prozent - nirgendwo ist sie aber so niedrig wie in Deutschland mit 7,8 Prozent.