Arbeitsmarkt Bundesagentur dämpft Hoffnung für Flüchtlinge

Asylbewerber in Zirndorf (Bayern): Anerkennungsverfahren erleichtern
Foto: Daniel Karmann/ dpaDie Bundesagentur für Arbeit (BA) dämpft Erwartungen, Asylbewerber rasch in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren zu können. Es werde nur in Einzelfällen gelingen, Flüchtlinge bereits nach drei Monaten einen Arbeitsplatz zu vermitteln, sagte BA-Vorstand Raimund Becker der Tageszeitung "Die Welt".
Asylbewerber dürfen inzwischen nach dreimonatigem Aufenthalt in Deutschland arbeiten. In den ersten 15 Monaten müssen die Arbeitsagenturen aber weiterhin zunächst prüfen, ob die Stelle nicht mit einem Deutschen oder einem EU-Bürger besetzt werden könnte.
Nach Beckers Einschätzung sind zwar Motivation und Arbeitswillen der Flüchtlinge groß. Doch fehlten die nötigen Sprachkenntnisse und Qualifikationen. "In der Regel sprechen Flüchtlinge nach drei Monaten nicht genügend Deutsch, um einen Arbeitsplatz antreten zu können", sagte Becker. "Es hakt auch vielfach an den mitgebrachten Qualifikationen, die nicht passen, um nachhaltig im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen." Die Anerkennung der Qualifikation gestalte sich "nicht immer einfach", kritisierte der BA-Vorstand. "Hier sollten wir uns über praktikablere Lösungen für schnellere und reibungslosere Anerkennungsverfahren Gedanken machen", sagte Becker dem Blatt.
Eine Entbürokratisierung auf diesem Gebiet würde auch dem Arbeitsmarkt guttun. Denn im August gab es nach Angaben der BA so viele freie Stellen wie nie zuvor. Nach einem erneuten Anstieg sei die Zahl der unbesetzten Jobs zum Spätsommer auf ein Allzeithoch geklettert, berichtete die Bundesagentur. Die absolute Zahl der offenen Stellen soll am Dienstag mit den August-Arbeitslosenzahlen veröffentlicht werden.
Handel sucht Mitarbeiter
Neue Stellen entstehen der BA zufolge vor allem in Dienstleistungsbranchen. Zehn Prozent der bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen entfielen auf den Handel, neun Prozent auf das Gesundheits- und Sozialwesen. Aber auch die Industrie, vor allem aber Unternehmensdienstleister wie Bewachungsfirmen, Werbeagenturen, Unternehmens- und Rechtsberater sowie Architekten profitierten von der aktuell guten Lage.
Viele Unternehmen rechnen in der zweiten Jahreshälfte 2015 jedoch mit einer Abschwächung auf dem Arbeitsmarkt. Gründe dafür seien außer der wachsenden Verunsicherung vieler Unternehmen wegen der globalen Krisen auch der zu Jahresbeginn eingeführte Mindestlohn.