Arbeitsmarkt Indische Call Center wollen Jobs in USA schaffen

Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Löhne sinken: In den USA hat das nun erstaunliche Konsequenzen. Laut "Financial Times" lohnt es sich für indische Call-Center-Betreiber, Arbeitsplätze in die Vereinigten Staaten zu verlagern - denn die Gehälter sind inzwischen ähnlich niedrig wie in ihrer Heimat.
Arbeitslose in Chicago: Löhne sinken, die Verzweiflung wächt

Arbeitslose in Chicago: Löhne sinken, die Verzweiflung wächt

Foto: Kiichiro Sato/ AP

Neu Delhi - Die steigende Arbeitslosigkeit in den USA sorgt für kuriose Entwicklungen: Indische Call-Center-Betreiber haben angekündigt, in den USA Tausende Jobs zu schaffen. Denn aufgrund der Probleme auf dem US-Arbeitsmarkt sind die Löhne in diesem Sektor so stark gesunken, dass sie mit jenen in Indien konkurrieren können. Zumal dort die Gehälter in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind - allein im laufenden Jahr um zehn Prozent.

Der Chef der größten indischen Outsourcing-Firma Genpact, Pramod Bhasin, sagte der "Financial Times" ("FT"), seine Firma wolle die Mitarbeiterzahl in den USA in den kommenden zwei Jahren verdreifachen. Momentan beschäftige Genpact dort 1500 Leute. Sresh Vaswani von der indischen IT-Firma Wipro Technologies äußerte sich ähnlich. Seine Prognose: In zwei Jahren würden mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht mehr in Indien arbeiten.

In den USA hat sich die Lage nach der Wirtschaftskrise für viele Menschen nicht verbessert. Selten gab es so viele Langzeitarbeitslose, kaum neue Jobs entstehen und die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer.

Die indischen Unternehmer verkaufen ihre Job-Offensive in den USA nun wie eine Entwicklungshilfe: Man müsse angesichts der wirtschaftlichen Not der Amerikaner Mitgefühl zeigen, sagte Genpact-Chef Bhasin der "FT". Nicht zuletzt weil die USA den indischen Outsourcing-Firmen erst zu ihrem Erfolg verholfen hätten.

Die Bemerkung dürfte aber auch als Spitze gegen die Angriffe amerikanischer Politiker gemeint sein, die die Job-Abwanderung ins Ausland zuletzt heftig kritisiert hatten. In diesem Zusammenhang hatte zum Beispiel US-Senator Charles Schumer die Outsourcing Unternehmen als "Chop Shops" bezeichnet - ein Begriff für Werkstätten, die gestohlene Autos ausschlachten.

cte
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