DIW-Untersuchung Integration Geflüchteter auf dem Arbeitsmarkt kommt voran

Ein Geflüchteter in einer Übungswerkstatt der Handwerkskammer Berlin: Die meisten Flüchtlinge bringen gute Voraussetzungen mit
Foto:Michael Gottschalk / imago images / photothek
Geflüchtete sind am deutschen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren laut einer Untersuchung gut integriert worden. So lag die Erwerbsbeteiligung dieser Menschen laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 2016 noch bei durchschnittlich 14 Prozent. 2018 sei dieser Wert bereits auf 43 Prozent gestiegen.
Die Integration ermittelten die Forscherinnen in insgesamt vier Studien , die auf einer gemeinsamen repräsentativen Befragung von Geflüchteten durch das Sozio-oekonomische Panel am DIW, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vorgenommen wurde. Insgesamt wurden dabei knapp 8000 Menschen befragt, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland geflohen waren.
Bei der Integration in den Arbeitsmarkt berücksichtigt wurden sowohl Voll- und Teilzeitbeschäftigung als auch geringfügig Beschäftigte und Auszubildende. Dies sei "durchaus ein Erfolg", sagte DIW-Expertin Felicitas Schikora. Schließlich seien die Geflüchteten noch nicht lange hier und nicht optimal vorbereitet - etwa aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse. Zudem seien Frauen oft mit sehr jungen Kindern hergekommen und deswegen häufig noch nicht aktiv auf Jobsuche.
Schule hilft bei Integration
Untersucht wurde auch die eigene Erwartungshaltung der Geflüchteten. Im Jahr 2016 schätzten zwei von drei Befragten ihre Chancen als hoch ein, bereits zwei Jahre später erwerbstätig zu sein. Dies erfüllte sich jedoch bei vielen nicht: Ein Drittel konnte anders als erhofft keinen Arbeitsplatz finden. "Insbesondere weibliche Geflüchtete, Geflüchtete mit schlechterer psychischer Gesundheit und Geflüchtete mit Grundschulbildung konnten ihre hohen Erwartungen an eine Erwerbstätigkeit im Jahr 2018 nicht erfüllen."
Die meisten Flüchtlinge bringen jedoch gute Voraussetzungen mit, da sie in ihrer Heimat zur besser gebildeten Hälfte der Gesellschaft gehörten. Dies trifft etwa auf drei Viertel der nach Deutschland geflüchteten Syrer zu.
"Aus der Forschung wissen wir, dass Zugewanderte, die in der Herkunftsgesellschaft zur gebildeteren Hälfte gehörten, schneller Deutsch lernen", sagte DIW-Expertin Cornelia Kristen. Sie seien oft erfolgreicher auf dem Arbeitsmarkt und ihre Kinder erhielten eine bessere Bildung.
In den Schulen sind Kinder und Jugendliche geflüchteter Familien der Studie zufolge meist gut integriert. So äußern sie ein großes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schule und nutzen überdurchschnittlich Ganztagsschulen und Hortangebote. Bei freiwilligen Bildungsangeboten seien sie aber noch deutlich unterrepräsentiert, ebenso in Sportvereinen.
"Hier sollten Schulen und Vereine noch stärker werben", sagte Mitautorin und Leiterin der Abteilung Bildung und Familie beim DIW, Katharina Spieß. "Denn gerade der gemeinsame Sport in der Schul-AG oder im Verein kann den Austausch zwischen Kindern mit und ohne Fluchthintergrund fördern und so zur Integration beitragen."