Soziale Kluft 26 Millionen jungen EU-Bürgern droht Armut

Europas Wirtschaft erholt sich, doch die junge Generation profitiert davon nicht. Laut einer Studie wird die Kluft zwischen Alt und Jung immer größer - selbst in Deutschland.
Protest gegen Jugendarbeitslosigkeit: Wachsende Kluft zwischen Alt und Jung

Protest gegen Jugendarbeitslosigkeit: Wachsende Kluft zwischen Alt und Jung

Foto: Maurizio Gambarini/ picture alliance / dpa

26 Millionen Kinder und Jugendliche sind laut einer Studie in der Europäischen Union von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Damit wären die Jüngeren die größten Verlierer der Wirtschafts- und Schuldenkrise der vergangenen Jahre in der EU.

Betroffen seien fast 30 Prozent aller unter 18-Jährigen, heißt es in dem sogenannten Social Justice Index der Bertelsmann-Stiftung, der die soziale Entwicklung in allen 28 EU-Staaten vergleicht. Mehr als fünf Millionen der Jungen haben nur geringe Zukunftsperspektiven, da sie weder Ausbildungsplatz noch Arbeit finden.

"Wir können uns eine verlorene Generation in Europa weder sozial noch ökonomisch leisten", kommentiert Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, das Ergebnis der Studie. "Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen besondere Anstrengungen unternehmen, um die Chancen junger Menschen nachhaltig zu verbessern."

Junge auch in Deutschland benachteiligt

Deutschland belegt wie bereits bei der ersten Studie trotz großer volkswirtschaftlicher Kraft nur den siebten Platz in dem Ranking. Forscher bemängeln, dass es mit 40 Prozent einen zu großen Anteil von atypischen Beschäftigten in der Bundesrepublik gebe. Diese Menschen sind trotz Vollzeitjob von Armut bedroht - wegen befristeter Verträge und niedrigem Lohn.

Bei der Generationengerechtigkeit hat sich die Bundesrepublik im Vergleich zu 2014 von Rang 10 auf 15 verschlechtert. So müssen bei den unter 18-Jährigen etwa fünf Prozent mit schweren materiellen Entbehrungen leben; bei den über 65 Jahren alten Bundesbürgern sind es nur 3,2 Prozent. Auch beim Bildungszugang beklagt die Bertelsmann Stiftung in Deutschland einen zu starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

Spitzenreiter des Rankings ist Schweden. Bei den Staaten im Süden Europas mit hoher Jugendarbeitslosigkeit mahnt die Stiftung weiter Strukturreformen an. "Dort kommen viele Hochqualifizierte nicht auf dem Arbeitsmarkt an. Der Übergang von der Bildung in den Job funktioniert nicht", sagt Daniel Schraad-Tischer, Experte der Bertelsmann Stiftung.

ssu/dpa
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