Kampf gegen Armut Kinderzuschlag erreicht nur ein Drittel der Bedürftigen

Vater mit Kind auf einem Spielplatz in Hannover
Foto: Marco Rauch / dpaDer Kinderzuschlag erreicht nach Angaben der Bundesregierung schätzungsweise nur etwa jedes dritte anspruchsberechtigte Kind. Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.
Demnach wurde die Leistung im Dezember für knapp 800.000 Kinder ausgezahlt. Das Ministerium schätzt, dies entspreche rund 35 Prozent der insgesamt anspruchsberechtigten Kinder. Einschränkend wird hinzugefügt, dass »allerdings keine Erhebungen und auch keine verlässlichen und belastbaren Schätzungen« zur Anzahl der Fälle vorlägen, die ihren Anspruch nicht wahrnähmen.
Viele Familien haben wohl keine Kenntnis von der Hilfe
»1,5 Millionen Kinder, die einen Anspruch hätten, gehen leer aus und verbleiben in der verdeckten Armut«, kommentierte die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heidi Reichinnek, die Zahlen. In einem wohlhabenden Land wie Deutschland sei das empörend. Reichinnek fordert deshalb, den Zugang zum Kinderzuschlag durch eine vereinfachte Einkommensprüfung zu erleichtern, die Beratung zu verbessern »und ordentlich die Werbetrommel zu rühren«. Während der Coronapandemie habe es zeitweise bereits einmal vereinfachte Zugänge gegeben. Daran solle sich der Gesetzgeber orientieren.
Der Kinderzuschlag ist für Familien mit geringen Einkommen gedacht, die aber kein Bürgergeld beziehen. Ab 600 Euro brutto bei Alleinerziehenden und 900 Euro bei Paaren kann die Leistung zusätzlich zum Kindergeld beantragt werden und beträgt monatlich maximal 250 Euro pro Kind – je höher das Einkommen, desto weniger. Viele Familien wissen allerdings gar nicht, dass sie Anspruch darauf haben. Auf dieses Problem hatte auch das Familienministerium immer wieder hingewiesen. Die Ampel plant, den Kinderzuschlag und andere staatliche Leistungen für Kinder künftig in der sogenannten Kindergrundsicherung zusammenzuführen.