Energiewende Bedeutung der Atomkraft sinkt weltweit

Kernkraft wird öfter zur Alternative für den Klimaschutz erklärt. Doch laut dem Weltstatusbericht zur Atomenergie sind AKW viel zu teuer und schwerfällig, um mit Solar- und Windanlagen zu konkurrieren.
Atomkraftwerk Doel

Atomkraftwerk Doel

Foto: Oliver Berg/ DPA

Bis 2022 soll Deutschland aus der Atomenergie aussteigen, bis spätestens 2038 aus der Kohlekraft. Der Bau von Solar- und Windanlagen aber stockt gerade massiv. Warnungen vor einer Stromlücke werden laut - und auch Forderungen, Deutschlands AKW doch länger laufen zu lassen und weltweit neue Kernkraftwerke zu bauen.

Vertreter ganz unterschiedlicher Gruppen berufen sich teils auf einen Bericht des Weltklimarats von 2014, in dem Atomenergie als ausgereifte Grundlaststromquelle mit niedrigem Treibhausgasausstoß dargestellt wird. Sie unterschlagen dabei, dass der IPCC im selben Bericht auch auf die Risiken beim Abbau von Uran, beim Betrieb der Reaktoren und auf das ungelöste Endlagerungsproblem hinweist.

Doch selbst wenn man die Sicherheitsbedenken ausklammert: Energie aus Atomkraftwerken scheint keine guten Zukunftsaussichten zu haben. Laut dem Weltstatusbericht zur Atomenergie, einer jährlich erscheinenden Analyse zur Lage der Branche, ist Atomenergie schlicht zu schwerfällig und teuer, um als Alternative für den Klimaschutz konkurrenzfähig zu sein.

Laut dem Bericht, den das Büro von Nuklearanalyst Mycle Schneider kommende Woche veröffentlicht und der dem SPIEGEL vorab vorliegt, macht Kernkraft nur noch rund zehn Prozent des globalen Strommixes aus, knapp 7,5 Prozentpunkte weniger als zur Hochzeit der Technologie im Jahr 1996.

Der Bedeutungsverlust dürfte sich laut Schneider fortsetzen:

  • 80 der 417 aktiven Reaktoren seien älter als 41 Jahre und hätten somit das von Herstellern anvisierte Betriebsalter überschritten.
  • Weitere 192 AKW sind der Studie zufolge mindestens 31 Jahre alt.
  • Neu gebaut würden nur 46 Reaktoren, 27 der Projekte dürften länger dauern als geplant.

Generell würden sich neue Kernkraftwerke nur rechnen, wenn deren Erbauer staatliche Subventionen erhielten. Die Kosten für den Bau neuer AKW beliefen sich auf mindestens 112 Dollar pro Megawattstunde. Bei Fotovoltaikanlagen seien es nur mindestens 36 Dollar, bei Windanlagen an Land sogar teils nur 29 Dollar.

"Erwartungen, die Atomkraft könne als CO2-schwache Energieform eine Renaissance erleben, lassen sich nicht bestätigen", sagt Schneider.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten