Ältester Meiler Frankreichs Pannen-AKW Fessenheim wird dicht gemacht

Frankreich hat die Stilllegung seines ältesten Atommeilers verfügt. Allerdings soll die Laufzeit erst enden, wenn der Ersatzreaktor ans Netz geht. Aus Deutschland kommt scharfe Kritik.
Atomkraftwerk Fessenheim am Rhein

Atomkraftwerk Fessenheim am Rhein

Foto: SEBASTIEN BOZON/ AFP

In Frankreich ist ein Dekret zur Stilllegung des umstrittenen Atomkraftwerkes Fessenheim erlassen worden. Die Anordnung macht die Schließung allerdings von der Inbetriebnahme des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville abhängig - und die dürfte frühestens 2019 erfolgen.

Umweltministerin Ségolène Royal teilte den entscheidenden Schritt am Sonntag via Twitter mit: "Gesagt, getan." Die Sozialistin hatte den Schritt bereits vor einigen Tagen angekündigt und die Abschaltung für 2018 versprochen.

Der Ersatzreaktor EPR Flamanville hätte ursprünglich schon 2012 in Betrieb gehen sollen, bei seinem Bau traten aber immer neue Schwierigkeiten auf. Frankreichs Präsident François Hollande hatte ursprünglich zugesagt, die beiden 40 Jahre alten Reaktorblöcke 1 und 2 von Fessenheim bis Ende 2016 abzuschalten.

Der Verwaltungsrat des staatlich dominierten Stromkonzerns EDF hatte am Donnerstag beschlossen, dass ein Antrag auf einen Entzug der Betriebserlaubnis von Fessenheim erst "in den sechs Monaten" vor der Inbetriebnahme des Flamanville-Reaktors eingereicht werden soll. In Deutschland sorgte das für scharfe Kritik: Das Bundesumweltministerium sprach von einer "großen Enttäuschung" und forderte die französische Regierung auf, eine Stilllegung von Fessenheim "zügig" einzuleiten.

In dem Atomkraftwerk, das 30 Kilometer südwestlich von Freiburg liegt, gibt es immer wieder Pannen und Zwischenfälle. Kritiker verweisen zudem auf das Erdbebenrisiko in der Region hin. Block 1 musste unter anderem im Mai 2016 abgeschaltet werden.

Fessenheim im südlichen Elsass ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs. Beim Stresstest für Atomanlagen 2012 sahen Fachleute unter anderem Mängel bei der Prüfung von Erdbeben- und Flutgefahren. Ein Gutachten stufte Fessenheim als "sicherheitstechnisch unzureichende Anlage" ein.

2014 berichteten deutsche Medien über einen gravierenden Störfall im April des Jahres. Dabei waren den Berichten zufolge die Steuerstäbe zum Abschalten des Reaktors nach einer Überflutung in Block 1 nicht mehr manövrierfähig, sodass der Block durch die Einleitung von Bor ins Kühlsystem abgeschaltet werden musste. Der staatliche Stromkonzern EDF, der das AKW betreibt, soll den Vorfall heruntergespielt haben.

cht/AFP/dpa
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