Befristete Verträge Länder entlassen vor Sommerferien Tausende Lehrer

Die Arbeitslosenzahlen schnellen jeden Sommer offenbar auch deshalb in die Höhe, weil Tausende befristete Lehrer vor den großen Ferien entlassen werden. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sparen die Verträge der nicht beamteten Lehrkräfte die Sommerferien aus.
Lehrer in Hauptschule: Befristete Verträge bis zu den Sommerferien

Lehrer in Hauptschule: Befristete Verträge bis zu den Sommerferien

Foto: Julian Stratenschulte/ picture alliance / dpa

Berlin - Jahr für Jahr müssen Tausende befristet angestellte Lehrer im Sommer Arbeitslosengeld I oder sogar, wenn sie keine ausreichenden Ansprüche aus der Arbeitslosenversicherung haben, kurzzeitig Hartz IV beantragen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) meldeten sich in den Sommerferienmonaten 2012 bundesweit 5400 Lehrer zusätzlich arbeitslos, wie die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ") berichtet.

In einer Analyse der Behörde heißt es dem Bericht zufolge: Dieser "sprunghafte Anstieg der Arbeitslosigkeit", der nach Ende der Ferien wieder deutlich zurückgehe, falle bereits seit Jahren auf. Spitzenreiter 2012 war laut Statistik Baden-Württemberg, dort kletterte die Zahl der arbeitslosen Lehrer im August um 1400 Prozent. Auch in Rheinland-Pfalz, Bayern oder Hessen sei das Phänomen verbreitet.

Hauptursache seien befristet geschlossene Verträge mit nicht verbeamteten Lehrkräften, bei denen die Sommerferien ausgespart blieben. Dass Länder so auf Kosten der Arbeitslosenversicherung sparen, ist dem Zeitungsbericht zufolge nicht neu: Bereits im Jahr 2001 hatte der Bundesrechnungshof kritisiert, Länder würden sich "eines Teils ihrer Arbeitgeberverpflichtungen zulasten des BA-Haushalts entledigen".

Insgesamt gibt es der "SZ" zufolge unter den gut 200.000 angestellten Lehrern Zehntausende mit befristeten Verträgen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die Entlassungen zu den Sommerferien für einen Skandal. "Die Arbeitslosenversicherung ist nicht dafür da, Lehrer im Juli oder August zu bezahlen", sagt Ilse Schaad, Vorstandsmitglied in der GEW, der Zeitung. Sie weist darauf hin, dass es in vielen Schulen am Anfang des Schuljahres "Notstundenpläne" gebe, weil noch nicht alle Lehrer mit neuen befristeten Verträgen wieder eingestellt worden seien.

nck/dpa
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