

Die Hauptstädte der Europäischen Union tragen üblicherweise dazu bei, die Wirtschaftskraft ihres jeweiligen Landes zu erhöhen. Berlin bildet dabei allerdings eine Ausnahme, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) errechnet.
Würde man die Bundeshauptstadt und ihre Bewohner herausrechnen, wäre das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner um 0,2 Prozent höher, heißt es in einer Analyse der Kölner Forscher. Das IW verwendete für seine Berechnung Daten des Europäischen Statistikamts Eurostat aus dem Jahr 2015.
Hingegen spielen viele EU-Hauptstädte wirtschaftlich eine herausragende Rolle und ziehen die Wirtschaftsleistung pro Kopf nach oben. So wäre das Bruttoinlandsprodukt Griechenlands nach der Analyse des Instituts ohne Athen 19,8 Prozent geringer ausgefallen. Fast genauso groß ist die Bedeutung Bratislavas in der Slowakei: Ohne die Hauptstadt hätte das BIP pro Einwohner dort um 18,9 Prozent niedriger gelegen.
IW sieht Grund in Föderalismus
Ließe man die jeweilige Hauptstadt außen vor, schrumpfte auch die Wirtschaftsleistung in Frankreich (minus 14,8 Prozent), in Tschechien (minus 14,2), in Dänemark (minus 14,2) und den meisten anderen EU-Ländern.
Das IW erklärt die relativ schwache wirtschaftliche Bedeutung Berlins mit dem föderalistisch organisierten deutschen Staat, der viele verschiedene Wirtschaftszentren habe - häufig auch im ländlichen Raum mit zahlreichen Mittelständlern.
Außer Berlin hat allenfalls noch Rom im eigenen Land ökonomisch einen schweren Stand. Die italienische Hauptstadt hebt das BIP pro Einwohner nur ganz leicht an, um 1,6 Prozent. Das liege wohl vor allem an der Stärke der anderen Wirtschaftszentren Mailand und Turin, schreiben die IW-Experten.
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Berlin zieht das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner nach unten. Würde man die Bundeshauptstadt und ihre Bewohner herausrechnen, wäre es um 0,2 Prozent höher, heißt es in einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Ähnliche Probleme wie Berlin hat Rom. Die italienische Hauptstadt hebt das BIP pro Einwohner nur ganz leicht an, um 1,6 Prozent. Das liege wohl vor allem an der Stärke der anderen Wirtschaftszentren Mailand und Turin, schreiben die IW-Experten.
Andere europäische Hauptstädte spielen dagegen für die Wirtschaftsleistung pro Kopf eine große Rolle. So würde das BIP Griechenlands ohne Athen 19,8 Prozent geringer ausfallen.
Auch Bratislava ist ein Wachstumstreiber für die Slowakei. Dort wäre das BIP pro Einwohner um 18,9 Prozent niedriger ohne die Hauptstadt. In Bratislava wohnen etwa 420.000 Personen.
In Frankreich spielt Paris ebenfalls eine herausragende Rolle für die Wirtschaft. Ohne die Stadt würde die Wirtschaftsleistung um 14,8 Prozent schrumpfen.
Das BIP pro Kopf in Tschechien würde ohne Prag um 14,2 Prozent niedriger ausfallen. In der tschechischen Hauptstadt leben etwa 1,26 Millionen Menschen.
Ähnlich ist es in Dänemark. Hier sorgt die Hauptstadt dafür, dass die Wirtschaftskraft des Landes um 14,2 Prozent höher ausfällt. In Kopenhagen wohnen etwa 585.000 Personen.