Scheinabrechnungen Betrüger-Ring kassierte Millionen mit Pflegedienst

Kassieren, ohne zu helfen - mit dieser Masche soll ein Bremer Pflegedienstunternehmen die deutschen Krankenkassen um mehrere Millionen Euro erleichtert haben. Laut einem Zeitungsbericht sind auch Ärzte sind in den Skandal verwickelt.
Pflege: Auch eine Gelegenheit für kriminelle Geschäfte

Pflege: Auch eine Gelegenheit für kriminelle Geschäfte

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpa

Hamburg - Millionenbetrug mit ambulanten Pflegediensten: Laut "Bild am Sonntag" ist Krankenkassen-Ermittlern gelungen, einen Ring von Betrügern zu entlarven, der für einen Millionenschaden im Gesundheitssystem verantwortlich ist und in mehreren deutschen Städten operierte.

Die Gruppe um einen aus Düsseldorf stammenden Unternehmer soll bis zu fünf Pflegedienste in Dortmund, Düsseldorf, Bremen und Teltow bei Berlin betrieben haben und teilweise noch betreiben. Insgesamt gehen Ermittler von einem Schaden im zweistelligen Millionenbereich aus.

Die Betrüger gründeten offenbar ambulante Pflegedienste, die sich um angeblich pflegebedürftige Patienten kümmerten. Mit ihnen rechneten die Dienste zum Schein Patientenbesuche und Medikamente bei den Krankenkassen ab, obwohl die Patienten teilweise nicht hilfsbedürftig waren. Die abgerechneten Leistungen wurden oftmals nicht erbracht, das von den Krankenkassen gezahlte Geld dann über ein Geflecht von Unternehmen im Ausland gewaschen. Ermittler sollen bundesweit ähnliche Betrügerbanden im Visier haben.

Die angeblich pflegebedürftigen Patienten im jetzt aufgedeckten Fall stammen zumeist aus Russland, auch der Kopf der Bande soll dort herkommen. Die Patienten wurden unter anderem mit Geld dazu verlockt, sich häusliche Krankenpflege und Medikamente verordnen zu lassen. Auch die Ärzte, die die entsprechenden Rezepte ausstellten, sollen am Betrug beteiligt gewesen sein. Ein Ermittler der Krankenkassen sagte dem Zeitungsbericht zufolge: "Die Ärzte werden mit finanziellen Anreizen gelockt. Wenn das nicht klappt, wird auch mit Gewalt gedroht."

Der Frankfurter Wirtschaftsermittler und frühere Kriminaloberrat Klaus-Dieter Matschke sprach gegenüber "Bild am Sonntag" von "quasi-mafiösen Strukturen". Zeugen und Ärzte würden bestochen oder eingeschüchtert, "so behaupteten zum Beispiel die Patienten, wenn sie befragt werden, dass sie tatsächlich gepflegt wurden".

Offenbar flog der jetzt entdeckte Schwindel auf, weil eine ambulante Krankenpflegerin in Bremen bei der AOK 15 Patientenbesuche innerhalb von vier Stunden abrechnete. Dazu hätte sie in dieser Zeit 219 Kilometer zurücklegen müssen.

ric
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