Stuttgart, Frankfurt, Berlin Deutschlands Großstädte schrumpfen

Schlossplatz in Stuttgart: Lange Zeit Ziel vieler Zuzügler
Foto: Arnulf Hettrich / imago imagesZeichnet sich ein Ende des Großstadtbooms in Deutschland ab, ein Abebben der Landflucht? Die Coronapandemie jedenfalls hat das bisherige Wachstum der großen Städte ausgebremst. Zu dieser Einschätzung kommen Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) nach einer Auswertung von Einwohnermeldedaten der 15 größten deutschen Städte. Verantwortlich dafür seien eine geringere Zuwanderung, weniger Geburten und mehr Sterbefälle im ersten Coronajahr 2020, schreiben die Forscher. Auch für 2021 sehen die Wissenschaftler eher negative Vorzeichen.
Die Wissenschaftler haben sich die Bevölkerungsentwicklung in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, München, Leipzig, Dresden, Hannover, Düsseldorf, Essen, Bremen, Stuttgart, Nürnberg, Dortmund und Duisburg angeschaut. Zum Ende des gerade vergangenen Jahrzehnts (2010 bis 2020) seien diese Städte fast ausnahmslos gewachsen, im Mittel um 0,55 Prozent zwischen 2017 und 2018. 2019 lag das Wachstum bei 0,36 Prozent. 2020 hingegen stand unter dem Strich ein durchschnittliches Minus von 0,18 Prozent. Mit Leipzig, Hamburg und München hätten nur noch drei der Städte ein kleines beziehungsweise moderates Wachstum verbuchen können.
Frankfurt und Berlin stagnieren, Stuttgart verliert viele Einwohner
Am stärksten fiel der Bevölkerungsrückgang demnach in Stuttgart mit einem Minus von über einem Prozent der Bevölkerung aus (den vollständigen Bericht finden Sie hier ). In Berlin, Frankfurt am Main und Essen stagnierte 2020 die Bevölkerungsentwicklung. In Dortmund, Hannover, Dresden, Düsseldorf, Köln und Bremen registrierten die Forscher eine schwache bis moderate Schrumpfung der Einwohnerzahl. Stark zurück ging die Bevölkerung nicht nur in Stuttgart, sondern auch in Duisburg und Nürnberg.
Diese Entwicklung setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Für deutsche Großstädte sei die Zuwanderung – aus dem Ausland ebenso wie aus dem ländlichen Raum – zuletzt von großer Bedeutung gewesen. 2020 habe es da Einbrüche gegeben. Bei den Zuzügen schlug über alle Kommunen ein Minus von knapp 17 Prozent zu Buche, während die Fortzüge um 9 Prozent sanken. Auch das Verhältnis von Geburten zu Sterbefällen sei voriges Jahr ungünstig gewesen: Einem Geburtenrückgang von 2,5 Prozent stand in den Städten ein Anstieg der Sterbefälle um knapp 5 Prozent gegenüber.
»Wie es aussieht, wurden im ersten Coronajahr 2020 langjährige Trends der Einwohnerentwicklung in Deutschlands 15 größten Städten gebremst beziehungsweise unterbrochen«, schreiben die UFZ-Forscher. Auch für 2021 erwarten sie weiter rückläufige Einwohnerzahlen. Es sei zu vermuten, dass sich »nur noch geringe Wachstumsraten, Stagnation und vermehrt Schrumpfung beobachten lassen«.