US-Senatsbericht zu 737 MAX Manipulierte Sicherheitstests für Boeings Pannenflieger?

Der US-Senat macht der US-Luftfahrtaufsicht schwere Vorwürfe: Die Behörde habe Ermittlungen behindert und Pilotentests manipuliert, um die Wiederzulassung der Boeing 737 Max zu beschleunigen.
Boeing 737 Max

Boeing 737 Max

Foto: Ted S. Warren/AP/DPA

Die Bundesluftfahrtbehörde der Vereinigten Staaten soll Sicherheitstests manipuliert haben, um Boeings 737 Max eine schnellere Wiederzulassung zu ermöglichen. Das schreibt der US-Senat in einem Abschlussbericht, der die Ergebnisse 20-monatiger Ermittlungen zusammenfasst und über den das Nachrichtenportal »Politico« berichtet .

Boeings Maschinen vom Typ 737 Max hatten im März 2019 weltweit Flugverbot erteilt bekommen, nachdem es zu zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten gekommen war. Boeing überarbeitete daraufhin unter anderem kritische Software des Fliegers. Fluggesellschaften mussten zudem ihr Trainingsprogramm für Piloten der 737 Max überarbeiten. Mitte November 2020 erteilte die US-Luftfahrtaufsicht FAA dem Maschinentyp eine neue Flugerlaubnis.

Laut dem Senatsbericht wurde offenbar getrickst, um die Neuvergabe zu beschleunigen. So briefte Boeing in mindestens einem Fall einen Piloten vor einem Test, der zeigen sollte, wie gut er mit der automatisierten Flugsteuerung MCAS umgehen kann. Das System spielte bei den zwei Abstürzen der 737 Max eine zentrale Rolle. Es leitete offenbar aufgrund von fehlerhaften Daten Sturzflüge ein. Den Piloten der Katastrophenflüge blieben nur wenige Sekunden, um gegenzusteuern. Sie schafften es nicht rechtzeitig.

Während der Aufarbeitung der Katastrophen hätten FAA und Boeing die Argumentationslinie stärken wollen, dass die Abstürze vor allem auf menschliches Versagen zurückzuführen seien, hieß es. Ein Pilot sei deshalb bei einem Test angewiesen worden, sofort einen bestimmten Schalter umzulegen, um einen Absturz zu verhindern. Der Mann habe bei dem Test dann in vier Sekunden reagiert, während ungebriefte Piloten beim selben Test bis zu 16 Sekunden gebraucht hätten.

Einem FAA-Mitarbeiter sei außerdem von seinem Chef der Zugang zu Untersuchungsergebnissen über den Absturz verwehrt worden, heißt es in dem Bericht weiter. Der FAA-Mann glaube, er sei absichtlich in seiner Arbeit behindert worden, damit er die Behörde nicht kritisieren könne.

Die Luftfahrtaufsicht setze mit ihrem fragwürdigen Vorgehen die Sicherheit von Millionen Flugpassagieren aufs Spiel, schreibt der US-Senat. Die FAA gab an, man werde den Bericht genau analysieren.

ssu
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