Folge des Börsenbooms Privatvermögen wachsen drastisch – die Ungleichheit wächst aber auch

In Deutschland steigen nicht nur die Preise, sondern auch das Gesamtvermögen vieler Privatleute. 2021 wuchs es um satte zehn Prozent – und damit so stark wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.
Jachten (im spanischen Marbella): Beliebter Zeitvertreib bei manchem Vermögenden

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Foto: Carola Frentzen/ dpa

Die Menschen rund um den Globus haben im zweiten Coronajahr 2021 einer Studie zufolge überdurchschnittlich viel Reichtum angehäuft. Das Gesamtvermögen aus Finanzvermögen und Sachwerten abzüglich Schulden stieg 2021 gegenüber dem Vorjahr vor allem dank des Booms an den Börsen um 10,3 Prozent auf den Rekordwert von 473 Billionen US-Dollar (rund 441 Billionen Euro).

Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor. Es war der stärkste Anstieg seit mehr als einem Jahrzehnt. In Deutschland wurde ein Zuwachs von gut zehn Prozent auf 20,2 Billionen Dollar errechnet. Der Reichtum ist allerdings sehr ungleich verteilt.

So besitzen allein in Deutschland den Angaben zufolge 3100 Superreiche mehr als ein Fünftel des gesamten privaten Finanzvermögens. Der Klub der Superreichen mit einem Finanzvermögen von jeweils mehr als 100 Millionen Dollar wuchs im vergangenen Jahr um etwa 300 Mitglieder. Den Spitzenplatz belegten die USA mit 25.800 Superreichen, gefolgt von China mit 8500 Mitgliedern des Klubs. Deutschland landete auf Rang drei. Weltweit hielten rund 69. 000 Reiche 15 Prozent des investierbaren Finanzvermögens.

Der Trend bleibt ungebrochen

»Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere, das zeigt die Sachwertquote von mehr als 65 Prozent deutlich«, sagte Anna Zakrzewski von BCG. Der Studie zufolge wuchs das private Finanzvermögen in Deutschland, zu dem unter anderem Bargeld, Kontoguthaben, Aktien, Anteile an Investmentfonds oder Ansprüche aus Pensionen und Lebensversicherungen zählen, um acht Prozent auf mehr als neun Billionen Dollar. Das Sachvermögen unter anderem aus Immobilien, Kunst oder Gold stieg um elf Prozent auf 13 Billionen Dollar. Vor allem Immobilien verzeichnen seit geraumer Zeit kräftige Wertzuwächse.

Die Börseneuphorie ist inzwischen verflogen. Dennoch – und trotz der wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs – rechnet das Beratungsunternehmen damit, dass der Reichtum weltweit weiter steigt. Kräftige Zuwächse werden dabei vor allem in Asien erwartet. Sollte der russische Angriff auf die Ukraine in diesem Jahr enden, wird weltweit ein jährliches Vermögenswachstum von 5,3 Prozent auf knapp 80 Billionen Dollar bis 2026 erwartet.

Ein Plus von durchschnittlich fünf Prozent errechnete die Studie, falls der Krieg andauert und die Sanktionen verschärft werden beziehungsweise länger anhalten. »Die Wohlstandsentwicklung ist erstaunlich robust; selbst vor dem Hintergrund der geopolitischen Turbulenzen werden die Vermögen weltweit weiter anwachsen«, sagte Zakrzewski.

beb/dpa

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