Bono zu Steueraffäre "Ich würde mich darüber mindestens so aufregen wie unsere Fans"

Bono (vorne links) bei einer Werbeaktion in der Berliner U-Bahn
Foto: obsDer Sänger der irischen Rockband U2, Bono, hat größtmögliche Offenheit in der Affäre um seine steuersparenden Investitionen zugesichert. In einem Interview der "Süddeutschen Zeitung am Wochenende" reagierte der 57-Jährige auf empörte Reaktionen der vergangenen Wochen: "Ich nehme diese Anschuldigungen wahnsinnig ernst. Das betrifft mich und alles, wofür ich stehe, im tiefsten Inneren."
Bono, der mit bürgerlichem Namen Paul David Hewson heißt, war in den im Herbst veröffentlichten Paradise Papers aufgetaucht, bei denen es um umstrittene Steuersparmodelle von Politikern, Unternehmern und Prominenten ging. Der Musiker engagiert sich seit Jahrzehnten lautstark auch in sozialen Fragen. Ihm wird von Kritikern vorgeworfen, dass er sich gern als Weltverbesserer aufspiele - und nun als scheinheilig entlarvt sei.
Bono ist dieser problematische Punkt seiner Außendarstellung bewusst, das zeigen einige erstaunlich ausführliche und offene Antworten im Interview. Der Star entschuldigt sich zwar nicht, aber er versucht, die Vorgänge selbstkritisch einzuordnen, und er lässt eine gewisse Demut gegenüber irritierten U2-Verehrern erkennen.
Ihm sei "wichtig, dass unsere Fans Folgendes wissen: Sollte irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, würde ich mich darüber mindestens so aufregen wie sie", sagt Bono. Er könne nachvollziehen, dass die Öffentlichkeit von ihm eine höhere Moral erwarte und daher auf solche Immobilien-Investmentfonds und die Veröffentlichung des Namens Bono in den Paradise Papers empfindlich reagiere: "Ich setze diese Standards ja selbst."
Im Kern geht es in den Dokumenten um ein litauisches Einkaufszentrum, in das Bono über Firmen in Malta und Guernsey investiert hat. Das Shoppingcenter soll in zehn Jahren keine Steuern auf Gewinne gezahlt haben (mehr zu den Paradise Papers finden Sie hier).
Leider sei der Eindruck entstanden, dass er "bei etwas Illegalem erwischt worden" sei, sagt Bono jetzt im Interview. Und er räumt ein: "Die Art, wie wir unsere Geschäfte führen, definiert zum Teil unsere Außenwahrnehmung und die unserer Musik."
"Diese Geschichte überlagert die Musik"
Noch liefen zu den Vorgängen "ausführliche Untersuchungen", sagt Bono. "Es wird nun mindestens einen Monat dauern, bis alles geklärt ist, dann können wir damit vollumfänglich an die Öffentlichkeit gehen." Der Musiker lässt erkennen, dass ihm der Gesamtüberblick über das Steuersparmodell fehle: "Ich bin nicht in jedes Detail der in meinem Namen getätigten geschäftlichen Transaktionen involviert. Deshalb habe ich meinen Finanzberatern schon vor Jahren ganz klar gesagt: Egal, was ihr macht, am Ende muss Bono draufstehen. Haltet die Dinge transparent."
Illegal ist das Investment des U2-Stars wohl ebenso wenig wie viele andere Investitionsmodelle aus den Paradise Papers. Und Bono wäre nicht Bono, wenn er nicht doch am Ende als guter Mensch dastehen wollte: Immerhin verstecke er sein Geld nicht "in fragwürdigen Projekten in Entwicklungsländern". Zudem zahle seine Band "überall auf der Welt ganz regulär enorme Beträge an Steuern, auch in Irland".
Die Steueraffäre kommt für Bono und U2 äußerst ungelegen. Die seit 40 Jahren bestehende Band hat gerade ihr 14. Studioalbum "Songs of Experience" herausgebracht. Wie auf vorherigen Platten sind manche Songs politisch geprägt.
Die nach den ersten, abwehrenden Bono-Reaktionen nicht unbedingt erwartete Freimütigkeit hat sicher auch mit dem aktuellen Album zu tun. O-Ton Bono: "Was mir wahnsinnig leidtut, ist die Tatsache, dass diese Geschichte nun das Wichtigste überlagert: die Musik." Denn U2 seien sehr stolz auf ihr Album.
In Deutschland ist die Platte auf Platz 2 der Albumcharts eingestiegen - hinter den Rappern Kollegah & Farid Bang.