Nur Bares ist Wahres Bundesbank zweifelt am Nutzen der Fünfhunderter-Abschaffung

500-Euro-Scheine
Foto: Matthias Balk/ dpaDeutschland liebt Bargeld. Wer mit Schein und Münze zahlt, bleibt anonym - und unter der Matratze ist das Geld auch greifbar. Doch Bargeld wird laut Kritikern auch von denjenigen benutzt, die den Handwerker schwarz bezahlen, oder von Kriminellen, die mit Drogen handeln. Um das einzudämmen, kommt die Bundesbank der Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) nach - und gibt ab April keine 500-Euro-Scheine mehr aus.
Modellrechnungen der Deutschen Bundesbank zufolge wird Bargeld aber nur zu einem geringen Teil missbräuchlich in der sogenannten Schattenwirtschaft genutzt. Das geht aus ihrem aktuellen Monatsbericht hervor - der aber auch auf die Schwierigkeit hinweist, genaue Zahlen zu ermitteln.
Entsprechend skeptisch beurteilt die Bundesbank auch Obergrenzen für Bargeld. Es fehle "weiter am empirischen Nachweis, dass durch Maßnahmen wie die Abschaffung von Banknoten mit hohem Nennwert oder die Einführung von Barzahlungsobergrenzen tatsächlich Steuerhinterziehung und andere kriminelle Aktivitäten effektiv bekämpft werden können", schreiben die Bundesbank-Autoren.
Schattenwirtschaft betrifft zwei bis 17 Prozent des BIP
Auch die EU-Kommission kam 2018 zu dem Ergebnis, dass EU-weite Obergrenzen derzeit keine geeignete Maßnahme im Kampf gegen Terrorismusfinanzierung seien. Bisher haben zwölf EU-Mitgliedstaaten nationale Barzahlungsobergrenzen eingeführt - von 500 Euro in Griechenland bis zu umgerechnet rund 15.000 Euro in Polen und Kroatien.
Insgesamt lassen sich den Bundesbank-Berechnungen zufolge im Schnitt etwa 14 Prozent der Bareinzahlungen in Bundesbankfilialen "indirekt auf die Schattenwirtschaft zurückführen". Für 2015 ergebe sich auf dieser Basis ein Umfang der illegalen Bareinzahlungen von rund 60 Milliarden Euro.
Zum 500-Euro-Schein hatte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Mai 2016 entschieden, dessen Produktion und Ausgabe einzustellen - unter anderem mit der Begründung, mit ihnen würde vermehrt Terrorismus finanziert. In der überarbeiteten zweiten Serie der Eurobanknoten mit verbesserten Sicherheitsmerkmalen wird es keinen 500-Euro-Schein mehr geben.
Ob mit Fünfhunderter oder Fünfer: Laut Schätzungen der Bundesbank liegt der Anteil von Aktivitäten wie Schwarzarbeit, Schmuggel oder Drogenhandel am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen zwei und fast 17 Prozent. In absoluten Zahlen hätte die Schattenwirtschaft damit einen Umfang von 80 Milliarden bis 550 Milliarden Euro.