Werben um Investoren China will Finanzmärkte für Ausländer öffnen

Ausländische Anleger könnten vom Machtwechsel an der Spitze von Chinas KP profitieren. Beim Parteitag versprach ein ranghoher Beamter Investoren einen leichteren Zugang zum Kapitalmarkt. Das Kalkül dahinter: Wachstum schaffen und so das Volk besänftigen.
Skyline von Shanghai: China will ausländischen Investoren mehr Geschäfte erlauben

Skyline von Shanghai: China will ausländischen Investoren mehr Geschäfte erlauben

Foto: Daniel Berehulak/ Getty Images

Peking - Chinas Kommunisten vollziehen in diesen Tagen einen Machtwechsel in der Partei. Gespannt warten Investoren darauf, ob die neue Führung die Wirtschaft stärker für ausländische Kapitalgeber öffnet. Genau das hat nun ein hochrangiger Finanzaufseher der Volksrepublik in Aussicht gestellt. Ausländische Investoren sollen einen einfacheren Zugang zu den Aktien- und Anleihemärkten bekommen, sagte Guo Shuqing laut "Financial Times"  .

China will demnach die strengen Quoten erhöhen, an die sich Kapitalgeber aus dem Ausland halten müssen, wenn sie sich auf dem strikt regulierten chinesischen Markt engagieren wollen. Die Aussagen von Guo, der die Wertpapieraufsicht der Volksrepublik leitet, hat Gewicht, weil er seine Ankündigung am Rande des Parteitags von Chinas KP machte. Während des einwöchigen Kongresses wird die Partei Xi Jinping zu ihrem neuen Chef ernennen.

Die Ankündigung der Öffnung der Finanzmärkte deutet an, dass die künftige Regierung zumindest zu vorsichtigen Reformen bereit ist und in welche Richtung diese gehen werden. Bereits im Frühjahr hatte die Führung bei chinesisch-amerikanischen Wirtschaftsberatungen versprochen, ausländischen Firmen einen größeren Zugang zum heimischen Wertpapierhandel zu gewähren.

Guo kündigte eine Aufwertung der bislang künstlich niedrig gehaltenen chinesischen Währung Renminbi an. Zudem werde China die Gesamtquote für ausländische Investitionen erhöhen. Diese wurde vor einigen Monaten auf 80 Milliarden Dollar aufgestockt. Wenn diese Marke erreicht sei, werde erneut aufgestockt, versprach Guo. Auch die Investitionssumme für einzelne Unternehmen und Kapitalgeber werde angehoben. Zudem werde die Führung steuerliche Anreize geben und Kapitaltransfers vereinfachen.

Ausländische Investoren kritisieren, dass der chinesische Kapitalmarkt enorm undurchsichtig ist und einheitliche Regeln für saubere Geschäfte fehlen. Beobachter erklären Guos Ankündigungen auch damit, dass die Wertpapieraufsicht des Landes unter enormem Druck steht, den chinesischen Finanzmarkt zu stabilisieren.

Banken sollen wieder mehr Freiraum für Kredite haben

Offenbar gibt es hier auch erste Erfolge zu vermelden. Denn die Finanzlage der Banken in China hat sich nach offiziellen Angaben wieder gebessert. Das könnte ein weiteres Signal dafür sein, dass die Geldhäuser wieder mehr Kredite an Unternehmen ausgeben können und das Wirtschaftswachstum im Land erstmals nach sieben Quartalen nicht mehr rückläufig ist.

"Derzeit ist die Profitabilität bei den Banken ganz gut", sagte der Vorsitzende des chinesischen Bankenregulierers, Shang Fulin. "Sie sind in der Lage, ihre Rückstellungen für faule Kredite zu erhöhen und einige faule Kredite abzuschreiben, um künftigen Risiken vorzubeugen."

Die Daten zur Kreditvergabe der chinesischen Banken gehörten in den vergangenen Monaten für Investoren zu den am stärksten beachteten Statistikzahlen. Sie könnten Hinweise darauf geben, wie schnell die Regierung in Peking neue Investitionsprojekte auf den Weg bringt und damit das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt insgesamt stärkt.

KP verspricht seinem Volk Reichtum

Zuletzt hatte die Führung angekündigt, dass sie im laufenden Jahr 7,5 Prozent Wachstum erwartet. Im dritten Quartal war das Wachstum mit 7,4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2009 nach Ausbruch der globalen Finanzkrise gefallen. Im März hatte die Regierung ein Wachstumsziel von 7,5 Prozent vorgegeben. Es war das erste Mal seit acht Jahren, dass weniger als acht Prozent angepeilt wurden.

Sieben Prozent Wachstum sind in einem Schwellenland wie China wegen des großen Nachholbedarfs notwendig, um ausreichend Arbeitsplätze zu schaffen und Entwicklungsprobleme zu lösen.

Zum Auftakt des 18. Parteikongresses der chinesischen Kommunisten hatte der scheidende Parteichef Hu Jintao seinem Volk eine Verdoppelung des Einkommens bis 2020 angekündigt. Auch die gesamte Wirtschaftsleistung der Volksrepublik will die Führung bis dahin verdoppeln.

China hat eine Schlüsselrolle im Welthandel. Laut Internationalem Währungsfonds ist die Volksrepublik mittlerweile für 78 Staaten der wichtigste oder zweitwichtigste Handelspartner. Auch viele deutsche Firmen sind von der Konjunktur des Landes abhängig.

mmq/Reuters
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