Umfrage der Außenhandelskammer Chinas Wirtschaftsschwäche belastet deutsche Firmen

Die Wirtschaftsleistung in China wächst nur noch langsam, der Handelskrieg dämpft die Konjunktur. Auch für viele deutsche Firmen wird das zum Problem.
Autoproduktion in Changchun (Symbolbild): "Erwartungen so niedrig wie seit Jahren nicht mehr"

Autoproduktion in Changchun (Symbolbild): "Erwartungen so niedrig wie seit Jahren nicht mehr"

Foto: Xinhua/ imago images

Auch der Shopping-Aktionstag "Singles' Day" kann über die Wirtschaftsflaute in China nicht hinwegtäuschen. Der umsatzstärkste Einkaufstag der Welt erzielte neue Rekorde, allein der chinesische Amazon-Konkurrent Alibaba meldete Umsätze von 38,4 Milliarden Dollar. Doch abseits von Handel und Dienstleistungen ist die Abkühlung der Konjunktur bereits deutlich zu spüren - und schlägt auch auf deutsche Firmen durch.

"Die Erwartungen der deutschen Unternehmen sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr", teilte die deutsche Außenhandelskammer (AHK) in Peking zur Veröffentlichung ihrer jährlichen Mitgliederbefragung zum Geschäftsklima mit. Lediglich ein Viertel (27 Prozent) der deutschen Unternehmen gehen demnach noch davon aus, in diesem Jahr ihre Geschäftsziele in der Volksrepublik erreichen zu können.

Grund für diesen Rückgang, ist das Nachlassen des chinesischen Wirtschaftswachstums, im dritten Quartal 2019 war die Zuwachsrate mit sechs Prozent so niedrig wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. Als Ursachen nannten Experten den Handelskrieg der USA mit China, die Verunsicherung von Investoren und die chinesischen Bemühungen, gegen die wachsende Verschuldung anzugehen. Zuletzt hatten Peking und Washington signalisiert, ein Abkommen zur Entspannung des Konflikts schließen zu wollen.

Deutsche Auto- und Maschinenbauer besonders betroffen

Insbesondere in den Branchen Automobil und Maschinenbau gingen angesichts dieser Gemengelage auch unter deutschen Firmen die Vorhersagen signifikant zurück. Die Stimmung leide unter der sich verlangsamenden Konjunktur Chinas gepaart mit den Auswirkungen des Handelskonflikts, teilte die Kammer mit. So fühlen sich 83 Prozent der deutschen Unternehmen direkt oder indirekt vom Handelskrieg zwischen China und den USA betroffen.

Auch für kommendes Jahr seien nur zaghafte Anzeichen einer Erholung auszumachen. Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK in Peking, sagte: "2020 wird sehr wahrscheinlich durch die vom Handelskonflikt und der Abschwächung des globalen sowie chinesischen Wirtschaftswachstums bedingten Unsicherheiten geprägt sein."

Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Frühjahr bei einem "Seidenstraßen"-Gipfel in Peking

Wirtschaftsminister Peter Altmaier im Frühjahr bei einem "Seidenstraßen"-Gipfel in Peking

Foto: Olli Geibel/dpa

Zwar sei China nach wie vor ein wichtiger Markt, der für die befragten Unternehmen wertvolle Geschäftsmöglichkeiten biete. Allerdings seien die Wachstumspotenziale deutscher Unternehmen in China durch Marktzugangsbeschränkungen sowie komplexe regulatorische Rahmenbedingungen weiterhin begrenzt. Dabei stellen indirekte Beschränkungen wie die Vergabe von Lizenzen, unverhältnismäßige Ausschreibungsverfahren, eine mangelnde Beteiligung an der Entwicklung von Industriestandards und unzureichende Vorlaufzeiten bei der Umsetzung neuer Vorschriften laut Kammer die größten Hürden für deutsche Unternehmen dar.

Für etwa jeden zweiten Befragten waren Rechtsunsicherheit und die diffusen rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Technologietransfer die bedeutsamsten Herausforderungen im China-Geschäft. Die Kammer appellierte, auf den Abschluss eines umfassenden Investitionsabkommens zwischen der EU und China hinzuarbeiten. Hildebrand sagte, ein Abkommen, das einen fairen Marktzugang umfasst, würde neue Impulse setzen.

apr/dpa
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