Boombranche China will Automarkt für ausländische Firmen komplett öffnen

Mitten im Handelsstreit mit den USA öffnet China wichtige Märkte. In der Autobranche sollen Obergrenzen für ausländische Beteiligungen bis 2022 wegfallen, im Flugzeug- und Schiffsbau schon in diesem Jahr.
Autobau in China

Autobau in China

Foto: ASSOCIATED PRESS

Die chinesische Regierung sendet derzeit widersprüchliche Signale in die Welt: Einerseits erhebt sie immer neue Strafzölle gegen die USA, andererseits treibt sie die Öffnung ihrer Schlüsselmärkte voran.

Nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission dürfen sich ausländische Firmen noch in diesem Jahr bei Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen voll an chinesischen Firmen beteiligen. 2020 soll der Nutzfahrzeugmarkt und 2022 dann der gesamte Pkw-Sektor im größten Automarkt der Welt geöffnet werden.

Beim Flugzeug- und Schiffsbau soll die Öffnung ebenfalls schon in diesem Jahr stattfinden. Präsident Xi Jinping hatte entsprechende Schritte bereits in der vergangenen Woche angedeutet, was auch als Versuch gewertet wurde, im Handelsstreit Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Tesla profitiert

Die Politik der Öffnung hat eine lange Vorgeschichte. Seit 2013 stellen chinesische Behörden regelmäßig in Aussicht, dass die seit mehr als zwei Jahrzehnten geltenden Beteiligungsgrenze für Ausländer an gemeinsamen Autofirmen angehoben werden soll, um ihnen eine Kontrollmehrheit zu ermöglichen.

Seit 1994 müssen ausländische Autobauer in China heimische Partner ins Boot holen und dürfen maximal 50 Prozent an den Gemeinschaftsunternehmen halten. Auch die Bundesregierung fordert seit längerem einen besseren Marktzugang für deutsche Unternehmen in China.

Die rasche Liberalisierung im Markt für E-Autos dürfte insbesondere dem US-Pionier Tesla zugutekommen, der ein Werk in Shanghai unter eigener Regie betreiben möchte. Aber auch für die deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Daimler ist die Volksrepublik von großer Bedeutung. Laut dem Branchenverband VDA kommt jedes fünfte Auto, das dort zugelassen wird, von deutschen Herstellern.

Zuckerbrot und Peitsche

Der begrenzte Marktzugang in China ist einer der Streitpunkte im Handelskonflikt, den US-Präsident Donald Trump zuletzt befeuert hatte. Er wirft China auch unfaire Handelspraktiken wie Dumpingpreise und Diebstahl von Technologie-Know-how vor.

Nach neuen Zöllen auf Stahl- und Aluminium-Importen kündigte er deswegen kürzlich zusätzliche Abgaben auf chinesische Importe im Volumen von 50 Milliarden Dollar an. Die Regierung in Peking drohte mit Vergeltung.

Der Handelsstreit schwelt auch an anderen Fronten. Das Handelsministerium in Peking verhängte vorübergehende Strafzölle auf Hirse-Einfuhren aus den USA. Eine Prüfung habe ergeben, dass Chinas Agrarindustrie durch die zu Dumping-Preisen ins Land kommenden US-Einfuhren substanziell geschädigt werde. China sei aber auch bereit, seine Kooperation im Handelsstreit mit den USA auszuweiten.

ssu/Reuters

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