Neue EZB-Chefin Lagarde "Draghi hatte seinen Stil, ich werde meinen Stil haben"

Unter Mario Draghi hat sich der Streit innerhalb der Europäischen Zentralbank zuletzt verschärft. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde will nun auf die Kritiker der Niedrigzinspolitik zugehen - und sogar Deutsch lernen.
Künftige EZB-Chefin Lagarde: "Mehr Frauen in der Finanzwelt"

Künftige EZB-Chefin Lagarde: "Mehr Frauen in der Finanzwelt"

Foto: JOHN THYS / AFP

Die künftige Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, will die tiefe Spaltung in der Währungsbehörde überwinden. "Ich suche immer nach der gemeinsamen Basis, um die verschiedenen Meinungen zusammenzubringen", sagte Lagarde dem SPIEGEL. "Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, wie wir künftig wieder eine gemeinsame Linie finden können."

Ein umfangreiches Programm ihres Amtsvorgängers Mario Draghi zur Lockerung der Geldpolitik hatte im vergangenen Monat heftige Kontroversen im Zentralbankrat ausgelöst. Zehn von 25 Mitgliedern hatten Bedenken angemeldet.

Im SPIEGEL kündigt Lagarde nun eine grundlegende Überprüfung der EZB-Maßnahmen an, mit der sie direkt nach ihrem Amtsantritt beginnen will. "Mein Ziel ist es, die Mitglieder des Zentralbankrats dabei frühzeitig einzubeziehen", sagte sie. "Wir werden Nutzen und Risiken der verschiedenen Optionen unvoreingenommen untersuchen. Mario Draghi hatte seinen eigenen Stil, ich werde meinen Stil haben", sagte Lagarde.

Zugleich forderte die frühere französische Finanzministerin die Regierungen der Eurozone auf, die Zentralbank besser zu unterstützen. "Die Geldpolitik hat bereits viel geleistet in den vergangenen Jahren", sagte sie. "Deshalb muss sie nun durch Maßnahmen der Finanz- und Wirtschaftspolitik ergänzt werden." Einige Länder müssten mehr investieren, andere auf Strukturreformen setzen, und die EZB müsse die Politik flankieren. "Wir benötigen eine stärkere Kombination dieser drei Politikfelder. Dadurch könnten wir die Wirksamkeit unserer Maßnahmen beträchtlich steigern."

Lagarde will zudem das Themenspektrum der Bank um gesellschaftliche Fragen wie Klimapolitik und Frauenförderung erweitern. "Es liegt mir sehr am Herzen, mehr Frauen in der Finanzwelt zu sehen und ihnen Gehör zu verschaffen", sagte sie. Zugleich versprach sie, die Kommunikation der Währungsbehörde zu verbessern. "Ich betrachte es als eine meiner vordringlichen Aufgaben, den Euro sowie die Zentralbank und ihre Geldpolitik einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen", sagte die künftige EZB-Präsidentin. Nach SPIEGEL-Informationen will Lagarde Deutsch lernen. Sie hat einen Lehrer engagiert und wird bereits an ihrem ersten Arbeitstag mit dem Unterricht beginnen.

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