Wirtschaftsweise Grimm "Nicht mehr so stark auf internationale Lieferketten vertrauen"

Masken sind Mangelware, und auch in anderen Bereichen gibt es Engpässe. Die neue Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert ein Umdenken bei bestimmten Gütern - mit heimischer Produktion.
Veronika Grimm: Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten vermeiden

Veronika Grimm: Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten vermeiden

Foto: Giulia Ianicelli/ dpa

Trotz aller Verwerfungen auf den Weltmärkten: Die Ökonomin Veronika Grimm erwartet nicht, dass die Coronakrise das deutsche Exportwirtschaftsmodell an ein Ende bringen wird. Und dennoch steht die Wirtschaft in Deutschland dem neuen Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) zufolge vor Veränderungen.

"Wir werden nicht mehr so stark auf internationale Lieferketten vertrauen", sagte Grimm dem "Handelsblatt ". Sie halte es für "richtig, dass man für bestimmte Produkte auch heimische Produktion braucht". Dies gelte etwa für das Gesundheitswesen und den Energiesektor. Es gelte, bei Importen Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten zu vermeiden.

Grimm: Klimaschutz kann Konjunktur helfen

Bei der Lockerung der Kontaktverbote empfiehlt die Wirtschaftswissenschaftlerin ein gut geplantes schrittweises Vorgehen. "Es wäre ja nichts gewonnen, wenn nach den ersten Lockerungen die Pandemie mit Wucht zurückkehrt", warnte sie. Das würde die Unsicherheit erhöhen und damit die Wirtschaft noch weiter schwächen.

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Energieexpertin Grimm ist optimistisch, dass der Klimaschutz bei der Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Corona-Epidemie helfen kann. "Die Pandemie könnte der Anstoß sein für eine Energiepreisreform, die neue Geschäftsmodelle ermöglicht", sagte sie. Sie schlägt vor, mit den Einnahmen aus dem CO2-Preis die EEG-Umlage abzuschaffen und die Stromsteuer zu senken. "Bedenklich ist aktuell, dass durch die Coronakrise der Preis im europäischen Emissionshandel stark gefallen ist", sagte sie jedoch der Zeitung. Sollte er bei einer Erholung der Wirtschaft ebenfalls stark ansteigen, "werden wahrscheinlich viele sagen, dass der CO2-Preis die Wirtschaftserholung bremst".

Grimm und vier weitere Mitglieder des SVR beraten die Bundesregierung in ökonomischen Fragen. Die sogenannten Wirtschaftsweisen melden sich regelmäßig mit Gutachten zur Entwicklung der Volkswirtschaft zu Wort. Grimm hatte erst vor Kurzem das laufende Mandat von Isabel Schnabel übernommen, die zum 1. Januar 2020 ins Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) wechselte.

apr
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