Mini-Konjunkturpaket der Briten Boris Johnsons Wümmslein

Große Worte, eher kleine Summen: Die britische Regierung will die Wirtschaft zunächst mit 17,5 Milliarden Pfund aus der Krise führen, verteilt auf acht Jahre. Der Opposition reicht das nicht.
Boris Johnson in Dudley

Boris Johnson in Dudley

Foto: POOL/ REUTERS

Großbritannien will in der Coronakrise die Wirtschaft stärken: Der britische Premierminister Boris Johnson hat dazu bei einer Rede im mittelenglischen Dudley ein milliardenschweres Konjunkturpaket angekündigt.

Die Regierung sei "entschlossen, diese Krise zu nutzen, um die großen ungelösten Herausforderungen dieses Landes aus den vergangenen drei Jahrzehnten anzugehen", sagte der konservative Politiker. Viele hätten Angst vor weiteren Ausbrüchen der Krankheit, die Regierung müsse nun aber vorangehen und den Ausweg zeigen. "Wir können nicht einfach weiter nur Gefangene dieser Krise sein", sagte Johnson. Großbritannien müsse nun "bauen, bauen, bauen".

Die konkret verplanten Summen nehmen sich allerdings etwas bescheidener aus. Geplant sind Investitionen in folgenden Bereichen:

  • Kurzfristig will die Regierung demnach fünf Milliarden Pfund, umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro, in den Bau und die Sanierung von Krankenhäusern, Straßen und Schulen stecken.

  • In den kommenden acht Jahren sollen zwölf Milliarden Pfund (derzeit umgerechnet rund 13,1 Milliarden Euro) in die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum fließen.

Opposition kritisiert Fokus und Ausstattung des Pakets

Johnson bezeichnete das Konjunkturpaket als "New Deal", wohl in Anspielung auf ein gleichnamiges Programm des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der sein Land damit aus der Weltwirtschaftskrise der Dreißigerjahre führte.

Die Opposition kritisierte Johnsons Pläne umgehend. Labour-Chef Keir Starmer sagte: "Der Premierminister hat einen neuen Deal versprochen, aber es gibt nicht viel Neues und auch keinen richtigen Deal." Man habe nichts gegen ein Konjunkturprogramm, aber es müsse sich auf die Rettung von Arbeitsplätzen konzentrieren.

Kate Forbes, die Finanzsekretärin der schottischen Regierung, sagte, dass der Stimulus unter der Reaktion von Ländern wie Deutschland liege. Layla Moran von den Liberaldemokraten sagte, es liefe darauf hinaus, "ein paar Pfund zusammenzukratzen, die hinter dem Regierungssofa herumrasseln".

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Wirtschaft schrumpft so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr

In Großbritannien hat die Coronakrise in den ersten drei Monaten des Jahres die Wirtschaftsleistung einbrechen lassen. Im ersten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dem nationalen Statistikbüro ONS zufolge im Quartalsvergleich um 2,2 Prozent geschrumpft.

Der Einbruch ist der stärkste Rückschlag für die britische Wirtschaft seit der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009. Der Rückgang fiel allerdings spürbar schwächer aus als in der Eurozone: Hier war die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 3,6 Prozent gesunken.

kko/dpa/Reuters
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