Virusepidemie EZB will Wachstumsprognose deutlich senken

Die Rezessionsgefahr ist spürbar gestiegen: Die Europäische Zentralbank geht davon aus, dass sie ihre Erwartungen für das Wachstum in der Eurozone kräftig senken muss.
EZB in Frankfurt (Archivbild): Warnung vor den Folgen der Coronakrise

EZB in Frankfurt (Archivbild): Warnung vor den Folgen der Coronakrise

Foto: Frank Rumpenhorst/ dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Wachstumsprognose wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie deutlich nach unten korrigieren. Dies kündigte EZB-Direktorin Isabel Schnabel in der Zeitung "Die Zeit" an. "Wir erleben einen sehr schweren ökonomischen Schock", sagte Schnabel. "Die Rezessionswahrscheinlichkeit ist daher spürbar gestiegen."

Die bisher letzte Prognose des Wachstums für die Eurozone der EZB lag für dieses Jahr bei 0,8 Prozent. "Das ist überholt", sagte Schnabel. "Wir werden die Prognose mit Sicherheit deutlich nach unten korrigieren müssen."

Eine akute Bankenkrise gebe es derzeit zwar nicht. "Wir beobachten die aktuelle Lage allerdings sorgfältig, um schnell auf neue Entwicklungen reagieren zu können, falls dies nötig werden sollte", sagte Schnabel.

Besonders genau schaue die Notenbank derzeit auf die Kreditmärkte für Unternehmen und Staaten. Besonders bei den hochriskanten Unternehmen seien die Risikoprämien in die Höhe geschossen.

HWWI erwartet schwere Rezession

Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet in Deutschland im ersten Halbjahr mit einer schweren Rezession. Sollte die Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder aufholen, so sei insgesamt 2020 ein Minus der deutschen Wirtschaftsleistung von 2,5 Prozent zu erwarten. Das teilte das HWWI in Hamburg mit.

Doch diese Prognose stehe unter Vorbehalt. "Die ökonomischen Auswirkungen sind schon wegen des nicht absehbaren Ausmaßes der Epidemie schwer abschätzbar", heißt es in der Mitteilung der Hamburger Forscher. "Die Gefahr einer längeren und noch ausgeprägteren Rezession, was Tiefe wie Dauer betrifft, ist bei Ausweitung der Pandemie hoch."

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Im nächsten Jahr könne das Wachstum durch Nachholeffekte dann wieder 2,3 Prozent betragen. Die Virusepidemie belaste die gesamte Weltkonjunktur schwer. Die deutsche Wirtschaft sei über Liefer- und Produktionsketten wie auch über Absatzmärkte betroffen.

Mit der schrumpfenden Wirtschaftsleistung werde auch eine steigende Arbeitslosigkeit einhergehen. Auch andere Ökonomen aus dem Bankensektor hatten bereits von einer bevorstehenden tiefen Rezession gewarnt.

brt/dpa/Reuters
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