Arbeitsmarkt Zahl offener Stellen sinkt um halbe Million

Arbeitsagentur in Kiel: Deutlich weniger Angebote für Jobsuchende
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Die Zahl der offenen Stellen in Deutschland ist im zweiten Quartal um eine halbe Million im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im Zeitraum von April bis Juni gab es mit 893.000 nicht besetzten Arbeitsplätzen 36 Prozent weniger als noch im Jahr 2019, teilte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit. Das IAB ist das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit (BA).
Weil in der Coronakrise zugleich die Arbeitslosigkeit zunahm, bedeutet das geringere Angebot an Stellen eine deutliche Erschwernis für Jobsuchende: Auf drei Arbeitslose kam nur noch eine offene Stelle. Im Frühjahr 2019 lag das Verhältnis von Arbeitslosen und offenen Stellen noch bei 1,6.
Ein Grund für den Rückgang der offenen Stellen ist die Coronakrise - aber nicht allein. Bereits vor der Pandemie und der mit ihr verbundenen Einschränkungen des Wirtschaftslebens war die Zahl unbesetzter Arbeitsplätze wegen der Konjunkturflaute gesunken: Im ersten Quartal 2020 lag sie nur um 191.000 höher als im zweiten Quartal.
Die Entwicklung lief in den verschiedenen Sektoren uneinheitlich:
Am stärksten war der Rückgang offener Stellen in der Industrie. Die Betriebe dieses Sektors meldeten 66.000 unbesetzte Arbeitsplätze, im Vorjahr waren es noch 151.000.
Bei den unternehmensnahen Dienstleistungen - darunter die Leiharbeit - ging die Zahl der offenen Stellen laut IAB von 367.000 auf 209.000 zurück.
Bei den sonstigen Dienstleistungen - dazu zählt das Gastgewerbe - sank die Zahl von 367.000 auf 261.000.
In der öffentlichen Verwaltung und der Sozialversicherung dagegen stieg die Zahl der offenen Stellen leicht von 24.000 auf 27.000.
Ausgerechnet das erfolgreichste Mittel zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit in der Coronakrise ist auch Teilursache für den Rückgang offener Stellen: die Kurzarbeit. Im Mai waren laut Hochrechnung der BA 6,7 Millionen Menschen in Kurzarbeit - ein Rekordwert in der Geschichte der Bundesrepublik.
Von der Anzeige bis zum Ende der Kurzarbeit gilt in den betroffenen Unternehmensteilen aber ein Einstellungsstopp. "Auch hierdurch kommt es zu einem starken Rückgang an offenen Stellen", sagte IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Was Arbeitnehmer also vor Kündigung schützt, hindert mitunter Arbeitssuchende daran, einen Job antreten zu können.