Lockerungspläne DIW-Chef wirft Regierung Versagen vor
Der Ökonom Marcel Fratzscher hat das neue Corona-Konzept der Regierung harsch kritisiert. Durch die planlosen Lockerungen drohe ein Jo-Jo-Effekt mit signifikantem Schaden für die Wirtschaft.
Marcel Fratzscher
Foto:Christoph Schmidt/ picture alliance / dpa
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hat die Corona-Politik der Bundesregierung scharf kritisiert. Die Entscheidungen der Ministerpräsidentenkonferenz seien »ein Eingeständnis des Scheiterns«, schreibt der bekannte Ökonom in einer Stellungnahme.
Bund und Länder hätten sich zu einem Kurs der Lockerungen entschieden, obwohl die Zahl der Infizierten hoch sei und wieder steige. Es fehle an überzeugenden Maßnahmen, wie eine dritte Infektionswelle verhindert werden könne, so Fratzscher.
»Viele Ankündigungen der Politik – von breit verfügbaren, kostenlosen Tests über eine bessere Nachverfolgung der Infektionsketten bis hin zu mehr verfügbarem Impfstoff – haben sich bisher als leere Versprechen erwiesen«, moniert der Wirtschaftswissenschaftler. »Und es deutet zu wenig darauf hin, dass diese Vorhaben bald realisiert werden.« Bund und Länder seien daher »größtenteils unvorbereitet auf die Konsequenzen ihrer eigenen, nun beschlossenen Schritte«.
Die Lockerungen werden nach Fratzschers Einschätzung einen »signifikanten Schaden für Gesundheit und auch für die Wirtschaft« verursachen. Eine starke dritte Infektionswelle werde wahrscheinlicher, was zu einem »Jo-Jo-Effekt mit erneuten Einschränkungen« führen könnte.
Die Kehrtwende der Politik in ihrer Corona-Strategie sei »symptomatisch für ihre Zögerlichkeit und Zerstrittenheit«, schreibt der Ökonom weiter. Die Strategie der Regierung habe an Akzeptanz in der Bevölkerung verloren. »Der Richtungswechsel wird diesen Verlust an Akzeptanz jedoch nicht stoppen können, sondern weiter beschleunigen.«
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