Studie zu Deutschlands Banken Es geht noch schlechter

Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt
Foto: Arne Dedert/ dpaEs ist so verblüffend wie trist: Obwohl die deutsche Wirtschaft seit acht Jahren brummt, der Kredithunger der Unternehmen groß ist und dramatische Firmenpleiten ziemlich lange her sind, quälen sich die Banken hierzulande.
Eigenkapitalrendite, Kostenquote, Börsenbewertung: Wohin man auch schaut, Deutschlands Kreditinstitute rangieren am Tabellenende. Laut Bundesbank erreichen Sparkassen, Volksbanken und private Institute eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von gerade einmal zwei Prozent. Die Gesamtzahl der Banken sowie der Filialen sank seit 2007 landesweit um 25 Prozent, die der Arbeitsplätze um 13,5 Prozent auf noch 573.000. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Besonders düster wird es beim Blick auf die Aktienkurse der Geldhäuser, allen voran Deutsche Bank und Commerzbank. Von einer "Katastrophe" spricht Walter Sinn, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Bain, die auch in diesem Jahr ihre große Bankenstudie veröffentlicht hat. Ihn schreckt vor allem das sogenannte Kurs-Buch-Verhältnis (KBV). Das setzt die Börsenbewertung der Institute (Kurs) ins Verhältnis zu deren Eigenkapital (Buch). Diese Quote beträgt für börsennotierte deutsche Banken gerade einmal 0,3 - das heißt, sie sind nicht einmal ein Drittel ihres Eigenkapitals mehr wert.
"Wer Aktien deutscher Banken kauft, kann kaum noch etwas falsch machen"
Diese deutliche Unterbewertung ist es auch, die Sinn immerhin etwas mutig in die Zukunft blicken lässt: "Wer Aktien deutscher Banken kauft, kann eigentlich kaum noch etwas falsch machen. Der Boden ist praktisch erreicht", sagt Sinn. Das sei auch der Grund dafür, dass sich etwa der amerikanische Finanzinvestor Cerberus sowohl bei der Commerzbank als auch der Deutschen Bank eingekauft hat und die HSH Nordbank ganz erworben hat - wenngleich letztere nicht börsennotiert war. Die ehemalige Landesbank verfügt über ein Portfolio fauler Schiffskredite , die der Finanzjongleur Cerberus meistbietend verkaufen will.
Etwas besser, allerdings erst auf den zweiten Blick, sieht es bei den anderen beiden großen Institutsgruppen aus, den Sparkassen und den Volksbanken. Offiziell betragen ihre Eigenkapitalrenditen ebenfalls schlappe 1,7 beziehungsweise 2,8 Prozent. Tatsächlich aber weisen sie den Großteil ihrer Gewinne gar nicht aus, sondern führen ihn der Rücklage für schlechte Zeiten zu. Allein 2017 flossen rund acht Milliarden Euro in den "Sonderposten für allgemeine Bankrisiken". Unter Berücksichtigung dieser Rücklagen sieht das Bild freundlicher aus: Sparkassen kommen so aktuell auf 6,5 Prozent Rendite, Volksbanken auf sieben Prozent. Deutlich mehr als die privaten Institute.
Allerdings: Die Zeiten werden absehbar schlechter. Denn schon im Herbstquartal 2018 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent gegenüber dem Sommerquartal gesunken. 2019 kommen der Brexit, der ein harter werden könnte, sowie vermutlich die nächsten Runden im globalen Handelsstreit mit den USA hinzu.
Sparkassen und Volksbanken, die nicht dem Druck des Kapitalmarktes ausgesetzt sind, werden eine mögliche Rezession besser abfedern können, als die beiden Frankfurter Großbanken, deren Aktien an der Börse notieren. Sie könnten trotz aller bereits eingepreisten Risiken weiter an Boden verlieren, weshalb eine Fusion von Commerzbank und Deutsche Bank weiterhin denkbar, wenn auch betriebswirtschaftlich eher unsinnig ist.