Trotz Unternehmenskrise
Deutsche Ministerien bestellen massenhaft Blackberrys
Der kanadische Smartphone-Hersteller Blackberry steckt tief in der Krise - doch deutsche Behörden und Ministerien haben im großen Stil die Hochsicherheitsvariante des Modells Z10 bestellt.
Pionier in der Krise: Deutsche Behörden haben das Blackberry-Modell Z10 bestellt
Foto: DADO RUVIC/ REUTERS
Hamburg - Erst wandten sich Kunden und Partnerfirmen von Blackberry ab, nun haben auch 20 deutsche Behörden ein Problem: Sie haben beim kriselnden kanadischen Smartphone-Hersteller bereits die Hochsicherheitsvariante des Blackberry-Modells Z10 bestellt, wie der Chef des Düsseldorfer Sicherheitsspezialisten Secusmart, Hans-Christoph Quelle, der "Wirtschaftswoche" sagte. Secusmart rüstet die Blackberry-Handys mit einer zusätzlichen Chipkarte aus, die Daten und Gespräche verschlüsselt. Unter den 20 Behörden sind neun der 14 Ministerien.
Die hochsicheren Blackberry-Geräte sind seit Juli erhältlich, sie kosten 2500 Euro pro Stück. "Wenige Tage nach der Zulassung gab es bereits 1200 Bestellungen", sagte Quelle.
Konkurrent des Secusmart-Blackberry ist ein Gerät, das die Deutsche Telekom auf Basis des beliebten Samsung Galaxy S3 entwickelt hat. Das Simko 3 hatte kürzlich die Zulassung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik erhalten. Ein Telekom-Sprecher konnte am Samstag auf Nachfrage keine Bestellzahlen nennen, er versicherte aber: "Die Nachfrage hat uns förmlich überrollt." Auch zahlreiche Unternehmen und ausländische Regierungen sind demnach an dem Gerät interessiert.
Die Zahlen sind dramatisch
Beide Telefone dürfen für die Geheimhaltungsstufe VS-NfD eingesetzt werden. "Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch" ist die unterste von insgesamt vier Vertraulichkeitsstufen des Staates. Es gibt auch "Verschlusssache - Vertraulich", "Geheim" und "Streng Geheim".
Am Freitag legte der kanadische Konzern seine ausführlichen Zahlen für das bis Ende August dauernde zweite Geschäftsquartal vor - sie fielen dramatisch aus. Blackberry schrieb von Juni bis August 965 Millionen Dollar Verlust, wovor der Konzern bereits vor einer Woche gewarnt hatte. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf 1,6 Milliarden Dollar ein.
An den Aktienmärkten wachsen zudem offenbar die Zweifel, dass der geplante Verkauf von Blackberry
an den Finanzdienstleister Fairfax Financial für 4,7 Milliarden Dollar zustande kommt. Denn mit 8,11 Dollar lag der Aktienkurs deutlich unter dem Preis, den Fairfax Financial zahlen will.
Blackberry leidet seit geraumer Zeit unter der starken Konkurrenz von Android-Handys und Apples iPhone. Der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins streicht nun weitere 4500 Stellen und damit mehr als jeden dritten Job.