Nach Corona-Einbruch Deutsche Industrie erholt sich nur noch leicht

Deutschlands Industrieunternehmen produzierten im Juli zum dritten Mal in Folge mehr als im Vormonat. Doch Ökonomen hatten eine deutlich stärkere Erholung erwartet.
Reparaturwerk in Bitterfeld-Wolfen

Reparaturwerk in Bitterfeld-Wolfen

Foto: Waltraud Grubitzsch/ dpa

Die deutsche Industrie hat sich den dritten Monat in Folge von dem Produktionseinbruch in der Coronakrise erholt. Allerdings fiel der Anstieg im Juli deutlich schwächer aus als erwartet. Im verarbeitenden Gewerbe habe die Fertigung im Monatsvergleich um 1,2 Prozent zugelegt, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Analysten hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs von 4,5 Prozent gerechnet. Nach dem historischen Konjunktureinbruch im zweiten Quartal rechnen Volkswirte aber unverändert mit einer starken Erholung im dritten Quartal. Für eine weiter steigende Produktion spricht auch eine Umfrage des Ifo-Instituts bei deutschen Industrieunternehmen.

Der Anstieg im Juni war allerdings stärker als bisher bekannt ausgefallen. Das Bundesamt revidierte den Zuwachs im Monatsvergleich auf 9,3 Prozent nach oben. In den Monaten März und April war die Produktion wegen der Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie deutlich gefallen. Seitdem konnte ein Teil des Einbruchs wettgemacht werden.

Dass die Krise immer noch schwer wiegt, zeigt der Jahresvergleich. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die Gesamtherstellung im Juli um zehn Prozent rückläufig.

In der größten Branche des Verarbeitenden Gewerbes, der Automobilindustrie, ist die Produktion im Juli um knapp sieben Prozent zum Vormonat gestiegen. Sie liegt aber nach Angaben des Bundesamts noch gut 15 Prozent unter dem Wert vom Februar. Laut einer neuen Studie hat die Corona-Pandemie "die Autoindustrie im Branchenvergleich hart getroffen".

Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, "dass sich der Aufholprozess in den kommenden Monaten fortsetzt". Hierfür spreche eine wieder bessere Stimmung in den Unternehmen und die gesunkene Kurzarbeit. Auch die Experten des Ministeriums erwarten jedoch, dass die Erholung in der Industrie noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Die Produktionsdaten aus dem Juli seien "schon eine ziemliche Enttäuschung", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die Erholung der Industrie kommt ins Stocken", sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Immerhin seien die Daten aus der deutschen Autoindustrie "erfreulich" ausgefallen.

Der Ökonom rechnet weiter mit einem "kräftigen Wachstum" der Gesamtwirtschaft im dritten Quartal. Zwar seien die Verbraucher und Konsumenten nach wie vor verunsichert, was den Konsum und die Investitionen belaste. Dagegen sorge die starke konjunkturelle Erholung beim wichtigen Handelspartner China für einen Hoffnungsschimmer. "Die deutschen Unternehmen können zumindest auf Bestellungen aus Asien setzen", sagte Gitzel.

hej/dpa
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