Neubaukomplex in Berlin
Foto: Daniel Naupold/ picture alliance / dpaRund 40 Prozent der Haushalte in Deutschlands Großstädten müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Bruttokaltmiete zu bezahlen. Das entspricht rund 5,6 Millionen Haushalten, in denen etwa 8,6 Millionen Menschen leben. Das ist das Ergebnis einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie an der Humboldt-Universität Berlin.
"Bei Sozialwissenschaftlern wie bei Immobilienexperten gilt eine Mietbelastungsquote oberhalb von 30 Prozent des Haushaltseinkommens als problematisch, weil dann nur noch relativ wenig Geld zur sonstigen Lebensführung zur Verfügung bleibt, insbesondere bei Menschen mit kleineren Einkommen", schreibt die Hans-Böckler-Stiftung. Auch viele Vermieter würden bei dieser Quote eine Grenze ziehen, weil sie zweifeln, dass Mieter sich ihre Wohnung dauerhaft leisten können.
Gut eine Million Haushalte in den 77 deutschen Großstädten müssen sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Etwa 1,3 Millionen Großstadt-Haushalte haben nach Abzug der Mietzahlung nur noch ein Resteinkommen, das unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze liegt. Die mittlere Mietbelastung (Medianwert) aller Großstadthaushalte liegt bei immerhin 27 Prozent.
"Die Wohnbedingungen sind damit nicht nur ein Spiegel bestehender Ungleichheit, sondern tragen auch selbst durch die hohe Mietkostenbelastung zu einer wachsenden Ungleichheit bei", schreiben die Autoren der Studie.
Vor allem in Großstädten mit zunehmender Einwohnerzahl konstatieren die Wissenschaftler einen großen Mangel an bezahlbaren - insbesondere kleineren - Wohnungen. Die Daten zeigen, dass Menschen mit geringeren Einkommen generell pro Kopf weniger Wohnfläche zur Verfügung haben und in schlechter ausgestatteten Wohnungen leben. Trotzdem tragen sie im Mittel eine weitaus höhere Mietbelastungsquote als wohlhabendere Haushalte, weil oftmals auch für Wohnungen mit geringerem Standard relativ hohe Mieten zu zahlen sind.
Der Medianwert der Miethöhe liegt bei den Haushalten, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens haben, laut der Studie bei 7,20 Euro pro Quadratmeter. Haushalte, die über mehr als 140 Prozent des Einkommens verfügen, zahlen im Mittel 8,10 Euro. Dementsprechend gravierend sind die Unterschiede bei der Belastungsquote: Während die Haushalte mit höherem Einkommen im Mittel 17,2 Prozent davon für die Bruttokaltmiete aufwenden müssen, sind es bei den Haushalten an der Armutsgrenze 39,7 Prozent.
Fotostrecke zu den Bestandsmieten in deutschen Städten:
Hohe Belastungsquoten sind aber nicht auf bestimmte Regionen begrenzt: Unter den zehn Städten mit der höchsten Mietbelastungsquote finden sich vergleichsweise wohlhabende Metropolen wie Hamburg oder Düsseldorf, aber auch wirtschaftlich schwache Städte wie Bremerhaven oder Offenbach.
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Platz 1: München ist die teuerste Stadt Deutschlands. Mieter zahlen hier 71 Prozent mehr als im deutschen Durchschnitt - rund 11,18 Euro Nettokaltmiete kostet der Quadratmeter.
Platz 2: Stuttgart und seine Umlandgemeinden folgen München auf dem zweiten Rang. Mit im Schnitt 49 Prozent über den landesweiten Bestandsmieten und 9,76 Euro pro Quadratmeter ist die Stadt in Baden-Württemberg aber schon deutlich günstiger.
Platz 3: Gleich hinter Stuttgart liegt die vergleichsweise kleine Stadt Leinfelden-Echterdingen, die genauso teuer ist wie die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg.
Platz 4: Die Studentenstadt Tübingen landet mit Mieten von 42 Prozent über dem deutschen Durchschnitt noch vor Köln, Hamburg oder Frankfurt am Main.
Platz 9: Düsseldorf ist die drittteuerste Großstadt, liegt aber deutschlandweit hinter Ludwigsburg und vor Wiesbaden nur auf dem Rang 9. Durchschnittsmiete pro Quadratmeter: 8,26 Euro kalt.
Platz 11: Köln schafft es auf Platz 11 der Städte mit den höchsten Mieten in Deutschland. Die Durchschnittsmiete liegt bei 8,24 Euro.
Platz 15: Hamburg ist mit Bestandsmieten von 8,07 Euro kalt pro Quadratmeter nur 23 Prozent teurer als der Bundesdurchschnitt. Dafür ziehen die Neuvermietungen besonders stark an.
Platz 18: Die Bestandsmieten in der Bankenstadt Frankfurt am Main liegen 21 Prozent über dem deutschen Durchschnitt.
Platz 20: Die Bestandsmieten in Freiburg im Breisgau liegen zwanzig Prozent über dem Durchschnitt - das reicht der Universitätsstadt für Platz 20.
Platz 23: Die unscheinbare Stadt Norderstedt im Norden Hamburgs schafft es mit Bestandsmieten, die 18 Prozent über dem Bundesschnitt liegen auf Platz 23 der teuersten Mietstädte Deutschlands.
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