Marcel Fratzscher Neuer DIW-Chef will Euro-Zone der 27 Staaten

Alle EU-Mitglieder sollten dem Euro beitreten: Der neue DIW-Chef Marcel Fratzscher wünscht sich eine Währungsunion der 27 Staaten. Voraussetzung dafür sei aber eine krisenfeste Euro-Zone.
Ökonom Marcel Fratzscher: Plädoyer für "europaweite Bankenunion"

Ökonom Marcel Fratzscher: Plädoyer für "europaweite Bankenunion"

Foto: dapd/DIW Berlin

Berlin - Der Ökonom Marcel Fratzscher gibt sich gern als überzeugter Europäer. So auch zu seiner Berufung als neuer Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Notenbanker hält es laut "Financial Times Deutschland" ("FTD") für sinnvoll, die Euro-Zone zu erweitern - am liebsten mit allen EU-Staaten.

Er wünsche sich langfristig "einen europäischen Währungsraum mit allen 27 Mitgliedsländern," sagte Fratzscher der Zeitung. Dafür hält er eine engere Koordination der europäischen Wirtschafts- und Finanzpolitik für notwendig. "Die Euro-Zone wurde ohne politische, fiskalische und Bankenunion gegründet," erklärte der Ökonom. Langfristig seien diese Schritte aber notwendig, um den Währungsraum krisenfest zu machen, die Ergebnisse des EU-Gipfels von Ende Juni wiesen in die richtige Richtung: "Eine europaweite Bankenunion trägt dazu bei, die Verwerfungen zu beenden."

Das DIW-Kuratorium beschloss am Donnerstag erwartungsgemäß, den 41-Jährigen, derzeit noch Abteilungsleiter bei der Europäischen Zentralbank (EZB), zum 1. Februar 2013 an die Institutsspitze zu berufen. Es folgte einstimmig dem Vorschlag einer Findungskommission. Sein künftiges Institut will Fratzscher zu einer Top-Beratungsadresse für die deutsche Politik machen.

Eine Rezession in Deutschland erwartet der Ökonom nicht. Die augenblickliche Schwächephase dürfte bereits der Tiefpunkt sein, wenn sich die europäische Krise nicht verschärfe. "Das kommende Jahr dürfte stärker werden als dieses", sagte Fratzscher.

Der Finanzfachmann folgt auf dem Führungsposten dem Volkswirt Gert Wagner, der das DIW seit Februar 2011 übergangsweise leitet. Wagner übernahm die Position damals vom langjährigen DIW-Präsidenten Klaus Zimmermann, der nach Kritik an seinem Führungsstil vorzeitig zurückgetreten war. Mitte Juli 2012 hatte die Findungskommission unter Leitung des Vorsitzenden des Kuratoriums, Bert Rürup, beschlossen, dass Fratzscher neuer DIW- Chef werden soll.

bos/dpa
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