Folgen des Mindestlohns Lohnungleichheit in Deutschland geht deutlich zurück

Protest gegen Ungleichheit in Berlin (Aufnahme aus dem Januar 2017)
Foto: Sophia Kembowski/ dpaDie Ungleichheit bei den Löhnen ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland deutlich gesunken. Der obere Rand der Lohnskala habe 2020 monatlich gut das Vierfache des unteren Segmentes verdient, wie aus einer neuen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht.
Demnach war der Abstand im Jahr 2011 noch viel größer – damals verdienten die Bestverdienenden das Elffache. »Es ist erfreulich, dass die Lohnungleichheit in den vergangenen zehn Jahren wieder deutlich gesunken ist«, sagte Studienautor Markus Grabka. Dies sei auch dem gesetzlichen Mindestlohn zu verdanken. Dieser wurde am 1. Januar 2015 eingeführt. Zum 1. Oktober soll er auf zwölf Euro je Stunde steigen.
»In früheren Krisen wie der Finanzkrise und auch während der Coronakrise ist die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergegangen, weil die Bundesregierung dem durch geeignete Maßnahmen entgegengewirkt hat«, sagte Grabka. »Was mich aber besorgt, ist die derzeit hohe Inflation.« Diese werde aller Wahrscheinlichkeit nach dazu führen, dass die Bevölkerung in den kommenden Jahren real weniger Einkommen zur Verfügung haben werde. Die Teuerungsrate liegt aktuell mit 7,9 Prozent so hoch wie seit den frühen Siebzigerjahren nicht mehr.
Die von der Bundesregierung beschlossene Energiepreispauschale sei als Entlastungsmaßnahme zwar zu begrüßen. Da diese aber nur für alle aktiv tätigen Erwerbspersonen gewährt werde, dürften andere Haushalte, die von dieser Maßnahme ausgeschlossen sind, nicht aus dem Blick geraten – etwa Rentnerinnen und Rentner oder auch Studierende. »Für diese Gruppen sollten daher andere Instrumente einer finanziellen Unterstützung gefunden werden«, sagte Grabka.
Wie sich die Coronapandemie auf Löhne, Einkommen und deren Ungleichheit auswirkt, ist bisher nur unvollständig erfasst. Die aktuelle Haushaltsbefragung – auf der die DIW-Studie beruht – war bis zur Coronapandemie schon zur Hälfte abgeschlossen. »Vorläufige Stichproben lassen vermuten, dass die Pandemie die Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen bisher nicht erhöht hat«, hieß es dazu.