EC-Karten-Chaos Einzelhändler erklären 2010-Fehler für behoben

Sparkassen-Karte: Einzelhandel akzeptiert wieder EC-Karten
Foto: DDPBerlin - Im Einzelhandel werden wieder alle EC-Karten akzeptiert. Die Zahlungsterminals seien neu programmiert worden, teilte der Handelsverband (HDE) am Freitag in Berlin mit. Nun könnten auch die fehlerhaften EC-Karten wieder gelesen werden. Probleme dürfte es nun nur noch in Ausnahmefällen geben.
Weiter teilte der HDE mit, dass Kunden vielfach auch per EC-Lastschrift - also mit EC-Karte und Unterschrift - zahlen könnten. Dies habe bislang dafür gesorgt, dass die Probleme durch den Jahr-2010-Fehler begrenzt werden konnten.
Zugleich verwies der Branchenverband darauf, dass das elektronische Lastschriftverfahren ein unverzichtbares Zahlungsmittel sei. Vor dem Hintergrund der jüngsten Panne werde der Handel daher weiter an diesem Verfahren festhalten. Der HDE forderte die Banken auf, das alte Lastschriftverfahren trotz der favorisierten neuen sogenannten SEPA-Lastschrift zu akzeptieren und nicht zu behindern.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bietet betroffenen Karteninhabern inzwischen Entschädigung für das Technik-Malheur an. "Sparkassen und Landesbanken werden Gebühren ersetzen, die dadurch entstanden sind, dass sie auf andere Zahlungsmittel ausweichen mussten", sagte Verbandspräsident Heinrich Haasis in einer Erklärung vom Freitag. "Selbst wenn Verantwortlicher des Fehlers ein externes Programmierhaus ist, können Kunden von Sparkassen und Landesbanken erwarten, dass ihnen eine fehlerfreie Leistung zur Verfügung gestellt wird."
Die öffentlich-rechtlichen Banken leiden am stärksten unter dem 2010-Problem - und noch immer gibt es widersprüchliche Angaben darüber, inwieweit der Fehler behoben ist. Haasis wies darauf hin, dass das Geldabheben inzwischen an allen 25.700 Automaten der Sparkassen-Finanzgruppe wieder uneingeschränkt möglich sei. Die volle Funktionalität an allen Händlerterminals werde spätestens am kommenden Montag wieder erreicht sein. "Wir rechnen aber damit, dass es bereits am Wochenende im Handel kaum noch zu Einschränkungen kommen wird."
Als erster der fünf im Zentralen Kreditausschuss (ZKA) zusammengefassten Spitzenverbände des Kreditgewerbes hatte der DSGV am Donnerstag die Behebung des Jahr-2010-Fehlers angekündigt. Dazu werde auf einen Austausch der betroffenen EC- und Kreditkarten der Kunden verzichtet. Stattdessen solle der Fehler über ein Software-Update behoben werden.
30 Millionen betroffene Karten
Der DSGV will noch in dieser Woche einen konkreten Zeitplan und Handlungsempfehlungen für die Kunden veröffentlichen. Durch den Verzicht auf einen Austausch der Karten werde deren Funktionsfähigkeit sehr viel schneller hergestellt. Zudem könnten die Kunden nun ihre PIN behalten.
Von der Aktion betroffen seien Kreditkarten, die einen Chip enthalten und vor März 2009 ausgegeben wurden. Bei den EC-Karten könne der DSGV ausschließen, dass nach Juni 2009 ausgegebene Karten betroffen seien. Im Bereich des DSGV weisen rund 20 Millionen EC-Karten und rund 3,5 Millionen Kreditkarten den Fehler auf.
Insgesamt sind von dem Programmierfehler rund 30 Millionen der mehr als 100 Millionen in Deutschland ausgegebenen EC- und Kreditkarten betroffen. Bei den Privatbanken sind es 2,5 Millionen Karten, bei den Volks- und Raiffeisenbanken vier Millionen.
Zur Behebung des Fehlers prüften die vier anderen Spitzenverbände im ZKA derzeit eine Neukonfiguration der betroffenen Chips. Allerdings müssten die Voraussetzungen für ein Update der Software noch geschaffen werden, hieß es vom ZKA. Ein Sprecher der Privatbanken sagte, ein Austausch der fehlerhaften Karten könne nicht ausgeschlossen werden.