

Bern/Zürich - In der Schweiz sorgen drei Volksinitiativen für Wirbel. Deren Befürworter wollen Ausländer draußen lassen, Eingewanderte besteuern und das Gold des Landes heimholen.
Keine der Initiativen hat in den Umfragen eine Mehrheit. Sollte sich aber nur eine von ihnen überraschend bei den Volksabstimmungen am Sonntag durchsetzen, hätte jede einzelne das Potenzial, das Land nachhaltig zu verändern.
Die drei Initiativen im Überblick:
"Ecopop - Stopp der Überbevölkerung"
Die Gruppierung Ecopop positioniert sich eigenen Angaben zufolge gegen Einwanderung aus Liebe zur Umwelt. "Wenn wir weiter so schnell die Landschaft betonieren, jede Sekunde 1,1 Quadratmeter, ist bis zum Jahr 2050 alles zubetoniert", warnt die Initiative, deren Name aus Wortteilen der französischen Begriffe für Umwelt (écologie) und Bevölkerung (population) zusammengesetzt ist. Ecopop will die Zuwanderung in die Schweiz strikt begrenzen und zehn Prozent der Schweizer Entwicklungsgelder in Verhütungsprogramme ärmerer Länder stecken.
Bei einem "Ja" zur Ecopop-Initiative "Stopp der Überbevölkerung - zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen" würde die Einwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Schweizer Bevölkerung begrenzt. Das wären weniger als 17.000 Menschen - im Vergleich zu jeweils teils mehr als 100.000 in zurückliegenden Jahren.
Kritiker werfen der Ecopop-Initiative Ausländerfeindlichkeit vor. Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und alle großen Parteien lehnen Ecopop ab. In Umfragen lagen die Gegner Mitte November mit 56 Prozent vorn.
"Schluss mit Steuerprivilegien für Multimillionäre"
In einer zweiten Abstimmung können die Wahlberechtigten am Sonntag darüber befinden, ob die sogenannte Pauschalbesteuerung für Ausländer abgeschafft wird. Sie bestimmt, dass reiche Ausländer auf Antrag nicht nach ihrem Einkommen, sondern lediglich nach den Kosten der Lebenshaltung besteuert werden. Dieses Steuerprivileg gilt für gut 5500 Reiche; die Top Ten der deutschen Milliardäre in der Schweiz veröffentlichte aktuell das Wirtschaftsmagazin "Bilanz".
Die Gruppe "Schluss mit Steuerprivilegien für Multimillionäre" fordert nun die Abschaffung eben jener Pauschalbesteuerung. Die Kritiker aus linken Parteien und Gewerkschaften sehen die Steuergerechtigkeit infrage gestellt und warnen, dass die Reichen in der Schweiz vielerorts die Preise in die Höhe treiben, auch dank ihrer Steuerersparnisse. Dagegen warnen Gegner der Initiative davor, dass bei einem Erfolg der Initiative die Steuereinnahmen zurückgehen könnten.
In einer letzten Umfrage lag das Lager der Gegner mit 46 zu 42 Prozent vorn, zwölf Prozent waren noch unentschieden.
"Rettet unser Schweizer Gold"
Aus Sicht der Finanzmärkte ist die Initiative "Rettet unser Schweizer Gold" besonders spannend. Sollte bei dem Volksentscheid eine Mehrheit mit "Ja" abstimmen, könnte die die Schweizerische Nationalbank (SNB) in Schwierigkeiten geraten. Mitglieder der Schweizerischen Volkspartei (SVP) wollen die Zentralbank verpflichten, den Anteil der Goldreserven am Gesamtvermögen von derzeit sieben auf 20 Prozent zu erhöhen. Die Bank soll das Edelmetall nicht mehr verkaufen dürfen und die im Ausland gelagerten Reserven heimholen.
Für die Notenbank würde es erheblich schwieriger den Wechselkurs des Franken halbwegs niedrig zu halten. Gold verkaufen und Euro ankaufen, das ginge zum Beispiel nicht mehr.
Innerhalb der SVP ist die Initiative umstritten, und die großen Parteien lehnen sie geschlossen ab. Laut einer vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) beauftragten Umfrage will eine Mehrheit der Schweizer bei dem Referendum, das der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Goldkäufe vorschreibt, mit Nein stimmen. In Reaktion auf die Umfrage brach Mitte des Monats der Goldpreis ein - er fiel am 19. November innerhalb weniger Minuten von 1195,66 Dollar je Feinunze auf unter 1175,24 Dollar.
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Schweizer Goldbarren: Die Initiative "Rettet unser Schweizer Gold" will der Notenbank des Landes Goldkäufe vorschreiben.
Kritik an der umstrittenen Gruppe Ecopop auf einem Plakat der Gegner: Die Initiative mit dem Motto "Stopp der Überbevölkerung - zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen" will die Einwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Schweizer Bevölkerung begrenzen.
Ecopop-Mitglieder bei einer Kundgebung: Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und alle großen Parteien lehnen die Initiative ab.
Reiche Zugezogene in der Schweiz - wie der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, der laut dem Magazin "Bilanz" mit einem geschätzten Vermögen von 8,5 Milliarden Franken der reichste Deutsche in der Eidgenossenschaft ist - profitieren von der Pauschalbesteuerung für Ausländer.
Das Steuerprivileg gilt für gut 5500 Reiche, darunter ist auch Sebastian Vettel. Die Gruppe "Schluss mit Steuerprivilegien für Multimillionäre" fordert nun die Abschaffung eben jener Pauschalbesteuerung. Diese bestimmt, dass reiche Ausländer auf Antrag nicht nach ihrem Einkommen, sondern lediglich nach den Kosten der Lebenshaltung besteuert werden.
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