Ehec-Ausbreitung Putin wettert gegen Killergurken aus der EU

Der Ton im Streit über das russische Einfuhrverbot für EU-Gemüse verschärft sich. Ministerpräsident Putin weist Kritiker in die Schranken: Er werde sein Volk nicht durch "Gurken, die Menschen töten", vergiften. Die EU spricht von einem Verstoß gegen internationale Handelsregeln.
Zur Entsorgung vorgesehen Gurken in Belgien: "Wir werden unser Volk nicht vergiften"

Zur Entsorgung vorgesehen Gurken in Belgien: "Wir werden unser Volk nicht vergiften"

Foto: Nicolas Maeterlinck/ dpa

Moskau - Aus der Auseinandersetzung um den Einfuhrstopp für Gemüse entwickelt sich ein handfester Handelsstreit zwischen Russland und der EU: Wladimir Putin, russischer Regierungschef, wies die Kritik an dem Importstopp mit harschen Worten zurück. "Wir werden unser Volk nicht vergiften", sagte Putin am Freitag im Schwarzmeerort Sotschi. "Gurken, die Menschen töten", seien sehr schlecht.

Der Russland-Gesandte der Europäischen Union, Fernando Valenzuela, hatte das Einfuhrverbot wegen des tödlichen Darmkeims Ehec zuvor kritisiert. Valenzuela sieht darin einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO - und droht mit Schwierigkeiten bei der Aufnahme Russlands.

Russland wolle der WTO beitreten, und auch die EU hoffe, dass dies bald geschehe, sagte Valenzuela am Freitag in Moskau. Dies erfordere allerdings die Einhaltung zahlreicher Regeln, "und sicherlich steht das Importverbot, das von den russischen Gesundheitsbehörden erlassen wurde, nicht im Einklang mit diesen Regeln". "Es ist ein bisschen überraschend, dass sie Maßnahmen ergreifen, die in die entgegengesetzte Richtung gehen", sagte der EU-Gesandte.

Putin versprach immerhin, er werde die Entscheidung der Gesundheitsbehörden überprüfen. Er wies jedoch gleichzeitig Vorwürfe der EU zurück, Russland verstoße mit dem Einfuhrverbot gegen den Geist der WTO-Regeln. Er wisse nicht, gegen welchen Geist Russland verstoßen solle, sagte Putin.

Merkel sieht EU bei Entschädigungen in der Pflicht

Russland hatte am Donnerstag ein Importverbot für Gemüse aus der gesamten EU verhängt. Die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor erklärte später auf ihrer Web-Seite, dass sie das Verbot erst nach der Aufklärung der Herkunft und der Verbreitungswege von Ehec aufheben werde. Die zuständigen Stellen in Deutschland und in der EU müssten klären, durch welche Lebensmittel der Erreger übertragen werde und woher diese kämen. Außerdem müssten die EU-Behörden nachweisen, dass sie die Lage unter Kontrolle gebracht hätten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel überlegt nach Angaben der spanischen Regierung unterdessen, spanische Bauern von der Europäischen Union entschädigen zu lassen, nachdem deren Produkte fälschlich für den Ehec-Ausbruch in Deutschland verantwortlich gemacht wurden.

Merkel habe demnach bei einem Telefonat mit dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodriguez Zapatero ihr Bedauern über den angerichteten Schaden ausgedrückt. Die Hamburger Behörden, die spanische Gurken als mögliche Ursache für die Infektionen durch den Darmerreger genannt hatten, hätten allerdings in Einklang mit deutschem Recht gehandelt.

Die später zurückgezogene Anschuldigung hatte zu großen finanziellen Verlusten für die spanische Landwirtschaft geführt. Der spanische Verband der Obst- und Gemüseproduzenten und -exporteure vermutet, dass die Ehec-Negativschlagzeilen pro Woche einen Verlust von 200 Millionen Euro verursacht haben. Offizielle Zahlen wurden allerdings noch nicht genannt.

fdi/AFP/dapd
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