Ehec Zapatero wirft Deutschland Versagen in der Gurkenkrise vor

Die Warnung vor spanischen Gurken war deutlich, der Schaden ist enorm. Jetzt fordert Spanien Wiedergutmachung für die Millionenverluste der Bauern. Ministerpräsident Zapatero kritisiert das Ehec-Krisenmanagement von EU und deutschen Behörden.
Gemüseprotest vor dem deutschen Konsulat in Valencia: "Guten Ruf wiederherstellen"

Gemüseprotest vor dem deutschen Konsulat in Valencia: "Guten Ruf wiederherstellen"

Foto: Manuel Bruque/ dpa

Madrid - Spanien kritisiert die Vorgehensweise Deutschlands und der Europäischen Union nach dem Ehec-Ausbruch. Die deutschen Stellen hätten einen "eklatanten Fehler" begangen, als sie spanische Gurken mit der Ausbreitung der Ehec-Infektionen in Verbindung brachten, sagte Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero dem staatlichen Rundfunk RNE.

Darüber hinaus habe die EU-Kommission "zu langsam" reagiert und sei nicht energisch genug gegen die Importverbote einzelner EU-Staaten für spanische Agrarprodukte vorgegangen. Die Kommission habe die Warnung vor spanischen Gurken nicht schnell genug zurückgezogen, nachdem sie von den deutschen Behörden über die negativen Tests informiert worden sei.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde hatte vergangene Woche die Öffentlichkeit darüber informiert, dass der Ehec-Keim auf drei Salatgurken aus Spanien sowie einer Gurke ungeklärter Herkunft entdeckt worden sei. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich dabei nicht um den Erregertyp handelte, der für die Erkrankungswelle verantwortlich ist.

Am Mittwoch hob die EU-Kommission eine Gesundheitswarnung für spanische Gurken auf. Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba sagte am Mittwoch, Spanien erwäge rechtliche Schritte gegen die Hamburger Behörden.

Auch eigene Untersuchungen hätten nicht die "geringsten Hinweise" darauf gegeben, dass spanische Produkte die Ausbreitung des Keims ausgelöst hätten, sagte Zapatero. "Jetzt steht uns eine ambitionierte Aufgabe bevor: Wir müssen so schnell wie möglich unseren guten Ruf wiederherstellen und den Handel mit allen spanischen Produkten ankurbeln."

Geschätzter Schaden beträgt 200 Millionen Euro

Spaniens Obst- und Gemüseexporteuren ist nach eigenen Schätzungen in der vergangenen Woche ein Schaden von mehr als 200 Millionen Euro entstanden. Europaweit blieben 150.000 Tonnen ihrer Produkte unverkauft in den Regalen liegen. Im spanischen Valencia schütteten Bauern Gemüse vor das deutsche Konsulat.

Russland verkündete am Donnerstag wegen der Ehec-Bakterien einen Importstopp für Gemüse aus der gesamten Europäischen Union. Die EU-Kommission nannte die Entscheidung "unverhältnismäßig".

"Die Regierung hat die Absicht, eine Wiedergutmachung für den gesamten entstandenen Schaden zu verlangen", so Zapatero. Spanien werde die Forderungen bei den zuständigen Gerichten geltend machen. Der Regierungschef ließ aber offen, ob Madrid seine angekündigten Schadensersatzklagen bei der deutschen oder der europäischen Justiz erheben wird.

Konservative Politiker und Bauernverbände hatten in Spanien der sozialistischen Regierung vorgeworfen, die Interessen der Bauern nicht mit genügend Nachdruck vertreten zu haben. Madrid scheue davor zurück, sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel anzulegen, meinten betroffene Landwirte.

Zwei südspanische Agrarbetriebe, auf deren Gurken in Hamburg Ehec-Erreger entdeckt worden waren, kündigten Schadensersatzklagen in Deutschland an.

wit/dpa/dapd/AFP
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