Energiekonzept Hauseigentümer wenden sich gegen Sanierungszwang

Die Bundesregierung will CO2 sparen und hat die Sanierungsvorschriften für Gebäude verschärft. Hauseigentümer sollen in einem Mehrstufenplan zum Sanieren verdonnert werden. Das stößt auf Kritik - denn schon in den nächsten zehn Jahren müssten viele ihr Eigenheim von Grund auf sanieren.
Plattenbauten in Gera: Eigentümer befürchten Kostenlawine durch Sanierungen

Plattenbauten in Gera: Eigentümer befürchten Kostenlawine durch Sanierungen

Foto: DDP

Berlin - Das eigene Dach über dem Kopf könnte viele Hausbesitzer bald teuer zu stehen kommen. Denn das neue Energiekonzept der Bundesregierung sieht eine Verschärfung der Sanierungsvorschriften für Gebäude vor.

In dem Energiekonzept heißt es unter anderem, dass der Standard "Null-Emission" bis 2050 in der Novelle der Energieeinsparverordnung für Gebäude festgeschrieben werden soll. Das bedeutet, dass die Häuser im Idealfall die Wärme, die sie verbrauchen, auch selbst produzieren. Wärme- und Stromversorgung sollen durch Öko-Energien erfolgen - etwa durch Sonnenenergie und bessere Dämmung. Nach Schätzungen des Branchenverbandes Haus & Grund würde das zu einer Kostenexplosion führen.

Schon in den nächsten zehn Jahren müssten die am schlechtesten isolierten Gebäude saniert werden. Und das könnte teuer werden: Fachleute des Verbandes beziffern die Kosten für die energetische Sanierung eines in den 1970er Jahren gebauten Einfamilienhauses mit 120 Quadratmetern Wohnfläche auf mindestens 70.000 Euro.

Viele Hausbesitzer könnten diese Zusatzausgaben nicht stemmen. Der Verband warnte deshalb vor verfassungsrechtlichen Problemen: "Der Zwang zu unwirtschaftlichen Maßnahmen verstößt gegen die Eigentumsgarantie des Grundgesetzes", sagte der Generalsekretär des Verbandes, Andreas Stücke am Dienstag.

Der Bauexperte der FDP-Fraktion, Patrick Döring, wies die Kritik zurück. "Mit einem langfristig angelegten Sanierungsfahrplan schaffen wir endlich verlässliche Rahmenbedingungen und Planbarkeit für die Eigentümer über Jahre." Mieter und Vermieter hätten schließlich einen finanziellen Nutzen von einem stark sinkenden Energieverbrauch. Nach Auskunft von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) könnte mit mehr Energieeffizienz in 40 Jahren bis zu 50 Prozent an Energie eingespart werden.

Auch mit zusätzlichen Unterstützungen will die Politik den Hausbesitzern die Pflichtsanierung schmackhaft machen: Eigentümer, die die Ziele vorzeitig erfüllen, sollen eine staatliche Förderung erhalten. Außerdem soll die CO2- Gebäudesanierungsprogramm besser ausgestattet werden.

Doch genau bei diesem Programm plant Bauminister Peter Ramsauer (CSU) für 2011 ordentlich zu sparen. Geplant ist eine Halbierung der Bundeszuschüsse auf knapp 450 Millionen Euro. Dass hier wohl nachgebessert werden muss, sieht man auch im Bundesumweltministerium so: Wenn Deutschland seine Klimaschutzziele verwirklichen wolle, müssten dauerhaft wieder zwei Milliarden Euro pro Jahr für die Sanierung zur Verfügung stehen.

kim/dpa

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