US-Präsident Obama: "Ein neues Ziel, das vernünftig, erreichbar und notwendig ist"
Foto: MANDEL NGAN/ AFPWashington - US-Präsident Barack Obama will mit einer großangelegten Strategie die Energieversorgung der USA sichern. Ein Kernpunkt seines Plans ist die Reduzierung der Abhängigkeit von ausländischem Öl. Innerhalb "von etwas mehr als einem Jahrzehnt" sollen die Importe um ein Drittel sinken, kündigte Obama in einer Grundsatzrede zur Energiepolitik an. US-Firmen sollen verstärkt nach Öl unter der See suchen.
Die Menge des importierten Öls solle von elf Millionen Barrel (je 159 Liter) auf rund 7,3 Millionen schrumpfen, sagte Obama. Ein konkretes Datum, wann dieser Wert erreicht werden soll, nannte er nicht. "Ich setze ein neues Ziel: eines, das vernünftig, erreichbar und notwendig ist", sagte der Präsident.
Er begründete seine Initiative damit, dass die Ölpreise langfristig steigen werden, "weil Länder wie China und Indien in einem rasanten Tempo wachsen". Wenn zwei Milliarden mehr Menschen Auto fahren und Güter konsumieren, werde die Nachfrage nach Öl schneller steigen als das Angebot, sagte der Präsident. Zudem zeigten die Unruhen im Mittleren Osten und in Nordafrika, wie unberechenbar die Preise für Öl seien.
Die USA wüssten seit Jahrzehnten um die Gefahren ihrer Ölabhängigkeit, ohne etwas dagegen unternommen zu haben, kritisierte Obama. "Die USA können es sich nicht leisten, ihren langfristigen Wohlstand und ihre Sicherheit auf eine Ressource zu setzen, die irgendwann ausgehen wird."
Obama setzt weiter auf Atomkraft
Gegenwärtig stammt mehr als die Hälfte des in den USA verbrauchten Öls aus dem Ausland. Die zwei größten Lieferanten sind die Nachbarstaaten Kanada und Mexiko. Dahinter folgen Saudi-Arabien und Venezuela. Zudem hat die Krise in dem Förderland Libyen den Ölpreis so weit hochgetrieben, dass der Benzinpreis in den USA auf die psychologisch wichtige Marke von vier Dollar je Gallone (etwa 0,75 Euro je Liter) zusteuert.
Im Gegenzug zur Reduzierung von Ölimporten will Obama die einheimische Förderung von Öl und Gas ausbauen, Anstöße für effizientere Autos und Lastwagen geben sowie erdgasbetriebene Fahrzeuge und den Einsatz von Biokraftstoffen fördern.
Obama verteidigte die Pläne, die Ölindustrie zu neuen Bohrungen in der Tiefsee zu ermuntern. Dies sei nach der verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko sicherer als zuvor, sagte er. "Was wir von der Katastrophe gelernt haben, half uns, klügere Standards für Sicherheit und Verantwortung festzulegen."
Trotz des Reaktorunglücks in Japan hält Obama weiter an der Atomkraft fest und bekannte sich zum Bau neuer Atomkraftwerke. Die Atomkraft verfüge über "großes Potential", um die klimafreundliche Energieproduktion der USA zu steigern, sagte er. Die Ergebnisse von Sicherheitsüberprüfungen würden "in die Planung und den Bau der nächsten Generation der Kraftwerke" einfließen. Aktuell sind in den USA 65 Atomkraftwerke am Netz, sie produzieren etwa 20 Prozent des Stroms.
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