Euro-Zone Währungskommissar Rehn schließt Griechenland-Austritt aus

Währungskommissar Rehn: "Wir brauchen Entschlossenheit"
Foto: REUTERSBrüssel - Für die einen ist er ein Schreckgespenst, für die anderen auf Dauer unvermeidlich. Ein möglicher Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, auch bekannt als "Grexit", wurde lange heiß diskutiert. Mittlerweile aber hat sich die Lage beruhigt, EU-Währungskommissar Olli Rehn hält die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Euro-Zone sogar für gebannt. "Ein Grexit ist komplett von der Bühne verschwunden", sagte Rehn am Dienstag in Brüssel.
Der Finne äußerte sich bei einer Tagung im Europaparlament zur jährlichen Budgetüberwachung in der EU - dem sogenannten Europäischen Semester. Mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit in der Union warnte Rehn davor, bei der Krisenbekämpfung nachzulassen. "Wir brauchen Entschlossenheit und Handeln für Wachstum und Arbeitsplätze."
Steigendes Vertrauen in die Euro-Zone zeigt sich auch auf den Konten: Von November auf Dezember 2012 stiegen die Einlagen privater Haushalte und Unternehmen in Griechenland um 6,4 Milliarden Euro auf 167,8 Milliarden Euro. Auch in Italien und Spanien gingen die Sparguthaben nach oben. In Italien wurde mit rund 1497 Milliarden sogar der höchste Stand seit Einführung des Euro erreicht.
In Deutschland, das während der Schuldenkrise als sicherer Hafen stark gefragt war, war die Summe der Spareinlagen dagegen auf kurze Sicht rückläufig. Im Dezember lag sie bei knapp 3143 Milliarden nach gut 3190 Milliarden im November. Der Wert liegt allerdings noch höher als ein Jahr zuvor (3091 Milliarden Euro). Zur Hochzeit der Krise trugen auch Sparer aus dem Ausland ihr Geld zu deutschen Banken, obwohl sie kaum Zinsen für Spareinlagen erhielten.
Notenbank-Präsident Mario Draghi hatte vor einer Woche erklärt: "Die dunkelsten Wolken über dem Euroraum haben sich verzogen." Die EZB führt das auch auf ihre Krisenpolitik zurück: Geld für Banken im Euro-Raum ist seit Monaten so billig wie nie.
Der EZB-Chefvolkswirt Peter Praet lehnte Forderungen nach höheren Inflationszielen strikt ab. Notenbanker müssten zwar Mut beweisen, sollten sich jedoch nicht zu "gefährlichen Experimenten" hinreißen lassen, sagte er am Dienstag bei einer Rede in Kopenhagen.
Volkswirte abseits des ökonomischen Mainstreams fordern immer wieder, die EZB solle eine höhere Inflation im Währungsraum zulassen, um den Weg aus der Krise zu erleichtern. Auch der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, hat sich wiederholt dafür stark gemacht. Viele Sparer und Kapitalanleger fürchten hingegen eine "Weginflationierung" der rund um den Globus aus dem Ruder laufenden Staatsschulden. EZB-Ökonom Praet widersprach solchen Planspielen: "Wir sollten nicht ignorant gegenüber den Lektionen sein, die die Geschichte uns gelehrt hat."