Euro-Krise Rating-Riese zerpflückt Rettungsplan für Griechenland

Platzt das Hilfsprogramm der Banken für Griechenland? Die Institute würden nach dem französischen Konzept die Schulden strecken, jetzt erhebt die Rating-Agentur Standard & Poor's Einspruch: Die Umsetzung werde man als Staatspleite einstufen.
Demonstrant in Athen: Zweifel am Rettungsplan

Demonstrant in Athen: Zweifel am Rettungsplan

Foto: Orestis Panagiotou/ dpa

Sydney/Hamburg - Im Ringen um eine mögliche Umschuldung Griechenlands stellt sich die Rating-Agentur Standard & Poor's ( S&P) quer. Am Montag warnten die Bonitätsprüfer, dass ein Rettungsvorschlag aus Frankreich als teilweiser Kreditausfall (Selective Default) gewertet werden könne. "Nach unserer Ansicht führt jede der beiden Finanzierungsoptionen, die im Vorschlag der Federation Bancaire Francaise (FBF) beschrieben sind, nach unseren Kriterien wahrscheinlich zu einem Zahlungsausfall", heißt es in einer Mitteilung von S&P.

Die Rating-Agentur bezieht sich auf das sogenannte Pariser Modell, das von französischen Banken entwickelt wurde. Kreditinstitute und Versicherer wollen demnach bis 2012 fällige Gelder aus griechischen Anleihen wieder reinvestieren. Diesem Modell wollen sich im Grundsatz auch deutsche Banken anschließen.

Im Detail sieht der Plan vor, dass Privatgläubiger - Banken, Versicherungen und Hedgefonds - beim Auslaufen einer Griechenland-Anleihe 70 Prozent weiter dort investieren sollen. 50 Prozent sollen in neue Anleihen gesteckt werden, die diesmal über 30 Jahre laufen. Die restlichen 20 Prozent sollen in Anleihen ohne laufende Zinszahlungen fließen. Dieser Plan könne sich noch ändern, erklärte S&P, eine andere Form könne dann auch eine andere Bewertung bekommen.

Nach einer zweiten Variante des Plans sollen Privatinvestoren mindestens 90 Prozent ihrer auslaufenden Anleihen in neue Anleihen mit fünfjähriger Laufzeit stecken. Diese wären nur begrenzt übertragbar und hätten dieselben Zinssätze wie die 30-jährigen Papiere in der ersten Version.

S&P zweifelt an Sanierungsprogramm

Laut S&P würden beide Varianten des Pariser Modells den Gläubigern Verluste einbringen. Die von den Verlängerungen betroffenen Anleihen würden als Kreditausfall gewertet. Genau das will die Politik jedoch unbedingt vermeiden. Zwar ist die Finanzierung Griechenlands vorerst dank internationaler Hilfen gesichert. Doch mit einer Herabstufung auf Pleitestatus dürften die Zinsen auf griechische Anleihen noch weiter steigen, eine Rückkehr an die Finanzmärkte würde immer unwahrscheinlicher.

Unklar ist zudem, wie Banken auf die drohende Herabstufung reagieren würden. Selbst die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt, sie werde solche Bonds nicht mehr als Sicherheiten akzeptieren. Damit würde es für griechische Banken noch schwieriger, sich bei der EZB frisches Geld zu leihen.

Die Ankündigung von S&P zeigt, dass die Griechenland-Rettung trotz der jüngsten Sparbeschlüsse und Hilfszusagen nicht sicher ist. Das Parlament in Athen hatte in der vergangenen Woche ein weiteres Sparpaket mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen auf den Weg gebracht. Im Gegenzug sagten EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) die Überweisung einer neuen Tranche von Finanzhilfen zu. Ein zweites Hilfspaket für Griechenland soll in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden.

Unabhängig von einer Umsetzung des Pariser Modells stellt S&P auch die Fähigkeit Griechenlands in Frage, die von EU und IWF geforderten Reformen umzusetzen. Dies sei ein großes Risiko für die Kreditwürdigkeit des Landes. Der Euro in Dollar   reagierte am Montagmorgen mit Verlusten auf die Ankündigung.

Allianz bietet Griechenland Hilfe an

Mit der Allianz   hat ein Privatinvestor bereits eine Zusage für Finanzhilfe an Griechenland gemacht. Europas größter Versicherungskonzern will sich mit rund 300 Millionen Euro am neuen Hilfsprogramm beteiligen. Zu der Unterstützung Griechenlands gebe es für die Europäer keine Alternative, sagte Allianz-Chef Michael Diekmann dem SPIEGEL. "Sich auf einen Plan B einzulassen, bedeutet, sich eine Kapuze aufzusetzen und mit 200 Stundenkilometern auf der Autobahn zu fahren." Eine Insolvenz Griechenlands hätte größere Auswirkungen als die Pleite der US-Bank Lehman, warnte er.

Die Allianz hatte ihren Besitz an griechischen Staatsanleihen zuletzt von 3,3 auf 1,3 Milliarden Euro reduziert. Damit sich Griechenland in Zukunft wieder Geld am Kapitalmarkt besorgen könne, brauchen die Gläubiger nach Ansicht von Diekmann ein gewisses Sicherheitsnetz, da sonst momentan kein privater institutioneller Anleger Geld in Griechenland investieren würde. Nach seinen Vorstellungen sollte ein Teil des Geldes aus dem Euro-Rettungsmechanismus verwendet werden, um einen Anleiheversicherer einzurichten. Dieser könne dann die Anleihen bis zu einem Nennwert von beispielsweise 90 Prozent absichern. Der maximal mögliche Verlust für die Investoren läge dann bei zehn Prozent.

Auch zahlreiche Banken sollen sich bereits zu Hilfen für Griechenland bereit erklärt haben. "Angesichts der einzigartigen Umstände" wollten weltweit rund 400 Institute freiwillige Hilfen für Griechenland gewähren, berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf den Internationalen Bankenverband.

dab/dpa-AFX/Reuters
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