Euro-Malaise
Wirtschaftsweiser warnt vor Krisen-Comeback im Herbst
Europas Staatenlenkern stehen harte Monate bevor - der Wirtschaftsweise Lars Feld jedenfalls rechnet im Herbst mit neuen Turbulenzen an den Finanzmärkten. "Das Paket für Griechenland reicht nicht aus", warnt er. Die Euro-Krise entwickle sich zur Bedrohung für das Währungssystem.
Flaggen vor Akropolis in Athen: "International steht viel auf dem Spiel"
Foto: AP
Berlin - Die Botschaft des Spitzenökonomen
Lars Feld ist eindeutig: Die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der europäischen Schuldenkrise schützen kaum vor einer Eskalation. "Das Paket für
Griechenland reicht nicht aus, um das Land in eine stabile Finanzlage zu versetzen", sagte Feld der "Süddeutschen Zeitung". Die Schuldenkrisen in einzelnen Euro-Ländern hätten sich inzwischen zur "ernsthaften Bedrohung" für das Währungssystem ausgewachsen. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten seien nicht ausgestanden. "Ich erwarte, dass die Zweifel der Märkte spätestens im September zurückkommen."
Doch Feld ist das nicht genug: "Es muss ein größerer Schuldenschnitt kommen, der die privaten Gläubiger beteiligt", sagte er. Die nun beschlossene freiwillige Beteiligung von privaten Investoren bei Griechenland belohne dagegen Spekulanten. Griechenland müsse deshalb ein Einzelfall bleiben.
Feld zählt zu den Aufsteigern unter Deutschlands Spitzenökonomen. Der Leiter des Freiburger Walter-Eucken-Instituts gehört seit 1. März dem
Sachverständigenrat der Bundesregierung an.
Wie schon Bundesbank-Präsident
Jens Weidmann warnt auch Feld nach den jüngsten Hilfsbeschlüssen für Griechenland davor, dass Europa zu einer Transferunion wird. "Ich mache mir Sorgen", sagte er. Inzwischen stehe international viel auf dem Spiel. "Ich sehe die Gefahr einer Transferunion mit uneingeschränkter gemeinsamer Haftung im Euro-Raum." Die Folge wäre eine überproportionale Belastung gesunder Länder und ihrer Steuerzahler. Das würde die Akzeptanz der Währungsunion in den starken Ländern gefährden.
Für Deutschland sieht Feld derzeit dennoch trotz
einzelner Warnzeichen keinen Abschwung voraus. "Wir werden wegen des starken Starts in diesem Jahr noch mal bis zu 3,5 Prozent Wachstum erleben", sagte er. In den kommenden Quartalen werde die Entwicklung aber nur noch verlangsamt vorangehen.