Euro-Krise
Exporteure klagen über Imageschaden durch Merkels Sparkurs
Die rigide Sparpolitik der Kanzlerin sorgt in Europa für Unmut, das bekommt offenbar auch die deutsche Exportwirtschaft zu spüren. Der Branchenverband berichtet bereits über eine zunehmende Zurückhaltung der Handelspartner.
Protest in Thessaloniki, Griechenland: Export spürt Zurückhaltung der europäischen Partner
Foto: Nikolas Giakoumidis/ AP
Düsseldorf - Der Verband der deutschen Exporteure fürchtet die Folgen des Euro-Kurses von Kanzlerin Angela Merkel. Wegen der strikten Sparvorgaben für Krisenländer müssten sich die deutschen Firmen im Ausland immer wieder rechtfertigen, sagte der Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner, der "Wirtschaftswoche".
Die Unternehmen spürten bereits Zurückhaltung ihrer Partner. "Die Stimmung gegenüber Deutschland kippt und ist deutlich kälter geworden", warnte Börner. "Man geht nicht gern in ein Geschäft, wenn man den Verkäufer unsympathisch findet."
Zuletzt hatte es immer wieder Warnungen gegeben, Deutschlands Image könne unter dem Krisenmanagement leiden. Als Gegenleistung für die Hilfen der internationalen Geldgeber müssen die hochverschuldeten Länder schmerzhafte Sparauflagen beachten. Der US-Investor George Soros kritisierte im SPIEGEL-ONLINE-Interview, Deutschland tue "nur das Nötigste, um den Euro zu erhalten". Das verschlimmere die Situation der Krisenländer. "Das Ergebnis wird ein Europa sein, in dem Deutschland als Imperialmacht betrachtet wird." Die Bundesrepublik drohe gehasst zu werden.
Merkel konnte am Freitag einen Etappensieg verbuchen, Bundestag und Bundesrat stimmten dem Fiskalpakt und dem neuen Rettungsfonds ESM zu. Kritik musste sich die Kanzlerin aber für ihre Zugeständnisse beim EU-Gipfel gefallen lassen. Italien und Spanien hatten durchgesetzt, dass der ESM künftig auch gegen geringere Auflagen Staatsanleihen kauft und maroden Banken perspektivisch auch direkt helfen könnte. In der Nacht zum Samstag gingen beim Bundesverfassungsgericht mehrere Klagen gegen das Gesetz zum ESM-Vertrag ein.
BGA-Chef Börner sagte, die europäischen Regierungen müssten sich nun schnell auf einen Kurs in der Schuldenkrise einigen. "Nach der Sommerpause muss klar sein, ob die Krisenländer die notwendigen Reformen durchführen wollen", sagte Börner der "Wirtschaftswoche". "Bis zum Jahresende haben wir keine Zeit mehr, die Märkte werden Europa vorher in die Entscheidung zwingen.
Der Technologiekonzern Bosch klagt bereits über Probleme wegen der Euro-Krise. Bislang sei man von einem Wachstum von drei bis fünf Prozent für 2012 ausgegangen. In den letzten Wochen hätten die Risiken jedoch zugenommen, teilte das Unternehmen mit. Die Krise habe bereits aufs Geschäft gedrückt. "Das europäische Umfeld außerhalb Deutschlands stagniert mehr oder weniger."
Der Konzern stellt unter anderem Haushaltsgeräte und Elektrowerkzeuge her. Deren Absatz ist stark abhängig von der Kauflaune der Menschen. Bosch stelle hier "zunehmend fehlende Kaufimpulse" fest.