EZB-Präsident Draghi sieht "ermutigende Zeichen" bei Euro-Rettung

Bricht die Euro-Zone auseinander? EZB-Chef Mario Draghi hält diese Sorge für zunehmend unberechtigt. Es gebe "viele ermutigende Zeichen" sagte er dem SPIEGEL. Die Kritik aus Deutschland an seiner Strategie habe sich nicht bestätigt.
EZB-Chef Draghi: "Die Unsicherheit hat sich verringert"

EZB-Chef Draghi: "Die Unsicherheit hat sich verringert"

Foto: ALEX DOMANSKI/ REUTERS

Hamburg - Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hält die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Währungsunion für weitgehend gebannt. "Die Krise ist nicht überwunden, aber es gibt viele ermutigende Zeichen", sagte er in einem Gespräch mit dem SPIEGEL. Die Wirtschaft erhole sich in vielen Ländern, die Ungleichgewichte im europäischen Handel nähmen ab, die Haushaltsdefizite würden sinken. "Das ist mehr, als vor einem Jahr zu erwarten war", sagte er.

Zugleich zeigte sich Draghi zufrieden, dass sich die Kritik deutscher Ökonomen und Notenbanker an seiner Politik nicht bestätigt habe. "Es gab diese perverse Angst, dass sich die Dinge zum Schlechten entwickeln", so der EZB-Chef. "Jedes Mal hieß es, um Gottes willen, dieser Italiener zerstört Deutschland", aber das Gegenteil sei passiert. "Die Inflation ist niedrig, und die Unsicherheit hat sich verringert."

Draghi wies den Vorwurf zurück, die EZB-Politik niedriger Leitzinsen gehe zu Lasten der Sparer. Dass die Rendite entsprechender Anlagen teilweise nicht einmal die Inflation ausgleiche, sei "nicht die Schuld der EZB", sagte er. "Insbesondere in den vergangenen Jahren konnten wir die langfristigen Zinsen gar nicht kontrollieren, weil die Investoren wegen der Euro-Krise hochgradig verunsichert waren." Stattdessen würden die langfristigen Kapitalrenditen auf den globalen Finanzmärkten bestimmt.

Die Leitzinsen weiter zu senken, hält Draghi jedoch derzeit für nicht erforderlich. "Im Moment sehen wir keinen unmittelbaren Handlungsbedarf", sagte er. Derzeit könne von einer Deflation, also von auf breiter Front sinkenden Preisen, keine Rede sein. "Wir haben keine japanischen Verhältnisse", sagte er.

Gelassen äußerte sich der EZB-Präsident zu den Folgen der jüngsten Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed, ihre Anleihekäufe einzuschränken. "Die bisherigen Marktreaktionen haben gezeigt, dass die Ankündigung der Fed keine großen Effekte hatte. Die Widerstandsfähigkeit der Märkte ist größer als vor einem Jahr."

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