Europäische Zentralbank
Isabel Schnabel soll EZB-Direktorin werden
Die Bundesregierung besetzt den deutschen Posten im Direktorium der Europäischen Zentralbank neu: Die Wirtschaftsprofessorin Isabel Schnabel soll auf Sabine Lautenschläger folgen. Es gibt bereits Kritik an der Personalie.
Isabel Schnabel soll ins Direktorium der EZB einrücken
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Die Bundesregierung will die renommierte Wirtschafts- und Finanzprofessorin Isabel Schnabel für das Direktorium der Europäischen Zentralbank nominieren. Ein entsprechender Vorschlag soll am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden. Auch die Eurogruppe muss Schnabel noch im Amt als EZB-Direktorin bestätigen. Das sechsköpfige Direktorium der EZB führt die Geschäfte der Notenbank. Mario Drahgi steht ihm vor. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" über die Nominierung Schnabels zur EZB-Direktorin berichtet.
Die 48 Jahre alte Professorin lehrt Finanzmarktökonomie an der Universität in Bonn und wurde 2014 in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Wirtschaftsweise) berufen.
Schnabel folgt auf Sabine Lautenschläger. Lautenschläger hatte im September überraschend ihren Rücktritt aus dem Führungsgremium der Europäischen Zentralbank erklärt. Sie scheidet dort zum 31. Oktober aus, mehr als zwei Jahre vor Ende der regulären achtjährigen Amtszeit für die Mitglieder des EZB-Direktoriums.
Die Juristin Lautenschläger hatte sich wiederholt kritisch über die ultralockere Geldpolitik der EZB geäußert - vor allem über die jüngste Zinsentscheidung der Zentralbank sowie die milliardenschweren Anleihekäufe. Die EZB hatte keine Angaben zu den Gründen für Lautenschlägers Schritt gemacht.
Finanzminister Scholz hatte zuvor bereits dafür plädiert, dass der Posten im EZB-Führungsgremium wieder mit einer Frau besetzt werden solle. Als aussichtsreiche Kandidatin war neben Schnabel auch die Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch, genannt worden.
Kritik an der Personalie Schnabel kam von der FDP. Mit deren Nominierung füge sich die Regierung "den bisherigen Mehrheiten innerhalb der EZB", sagte der Finanzexperte Florian Toncar der Nachrichtenagentur AFP. "Nötig und richtig" wäre der Vorschlag einer Person gewesen, die "aus voller Überzeugung für eine andere Geldpolitik kämpft", fügte er hinzu. Die derzeitigen Maßnahmen der EZB seien eine "Gefahr für die Altersvorsorge, die Stabilität des Finanzsystems" und letztlich die Glaubwürdigkeit der EZB.