Berliner Airport-Chaos Flughafen "Willy Brandt" droht Finanzloch

Neuer Ärger um Berlins Prestigeprojekt: Dem Großflughafen der Hauptstadt droht jetzt nicht nur eine monatelange Verspätung bei der Eröffnung - sondern auch ein gewaltiges Finanzloch. Schuld seien riskante Finanzwetten, berichtet der SPIEGEL.
Flughafen Berlin-Brandenburg Willy Brandt: Dunkle Wolken über Eröffnung und Fianzierung

Flughafen Berlin-Brandenburg Willy Brandt: Dunkle Wolken über Eröffnung und Fianzierung

Foto: dapd

Als wären die Probleme beim Brandschutz nicht schon schlimm genug, gibt es beim Bau des neuen Hauptstadt-Airports "Willy Brandt" offenbar auch erhebliche Finanzierungsrisiken. Schuld sind riskante Finanzwetten der Flughafengesellschaft. Wie der SPIEGEL berichtet, sollte damit ursprünglich ein Teil der aufgenommenen Kredite von maximal 2,4 Milliarden Euro abgesichert werden.

Die riskanten Finanzprodukte schlugen nach den Geschäftsberichten der Flughafengesellschaft im Jahr 2010 mit einem Minus in Höhe von 106 Millionen Euro zu Buche; ein Jahr später lag der "negative Marktwert" bereits bei 214,5 Millionen Euro. Ende 2011 waren die Geschäfte mit diesen Papieren offenbar so notleidend, dass der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) eine "Restrukturierung" der Finanzkonstruktion beschloss.

Ein Sprecher der Flughafengesellschaft, die den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund gehört, wollte sich auf Anfrage des SPIEGEL zu Details des Vorgangs nicht äußern und verwies auf die Geschäftsberichte.

Bei den Finanzwetten handelte es sich nach Informationen des SPIEGEL um sogenannte Rollercoaster Swaps. Ein Swap bezeichnet meist generell eine Wette, bei der die Vertragspartner miteinander meist auf sinkende oder steigende Zinsen wetten. Beim Rollercoaster Swap verändert sich über die Laufzeit auch der Kapitalbetrag, auf den sich die Zinszahlungen beziehen. Wie genau der Betrag mit der Zeit variiert, legen die Vertragspartner in der Regel bei Abschluss des Swap-Geschäfts fest. Ein Rollercoaster Swap kann sinnvoll sein für Unternehmen mit sehr unregelmäßigen Zahlungsflüssen - wenn zum Beispiel auf einen Schlag hohe Rechnungen bezahlt werden müssen, wie bei einem Baukonzern üblich. Ein Rollercoaster Swap kann aber auch der puren Spekulation dienen.

In der Vergangenheit haben sich die öffentliche Hand oder öffentlich kontrollierte Unternehmen immer wieder mit ähnlichen Finanzwetten verzockt. Unrühmliche Prominenz erlangten dabei vor allem die sogenannten Spread Ladder Swaps, die Banken vor der Finanzkrise gerne unbedarften Kämmerern aufschwatzten - etwa der Stadt und den Stadtwerken Pforzheim.

Unklar bleibt indes, wie teuer die geplatzte Eröffnung des Airports für die Flughafengesellschaften, die beteiligten Länder und den Bund wird. Wegen technischer Mängel beim Brandschutz mussten die öffentlichen Bauherren den für Anfang Juni geplanten Termin um rund neun Monate auf Mitte März 2013 verschieben.

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren